Um 820/830 gründete die sächsische Adelige Gisela, Tochter des Gaugrafen Hessi, unter Mitwirkung des Bischofs Thiatgrim von Halberstadt auf dem hiesigen Siedlungsplatz ein Benediktinerinnenkloster, in das sie ihre Tochter Bilihilt als erste Äbtissin einwies. Als Gisela 840 starb, war das Kloster eingerichtet.
Von dem ehemaligen Kloster, das eine sehr wechselvolle Geschichte hat, ist heute nur noch wenig zu sehen, vor allem jedoch der gegenüber der Südseite unserer Kirche, auf dem ehemaligen Rittergutshof erhalten gebliebene Wohnturm des Klosters Wendhusen. Eine ernst zu nehmende Dokumentation aus jüngster Zeit lässt außerdem darauf schließen, dass das Wohnturmgebäude auch das Westwerk einer romanischen Basilika, der Turm der Klosterkirche sein könnte.
Einige Daten zum Kloster Wendhusen:
Aus der Baugeschichte der Kirche:
Die St. Andreas-Kirche, wie wir sie heute sehen, ist ein 1788 vorerst nicht geplanter, doch bei den Umbauten nötig gewordener Neubau, dessen Vorgängerbau etwa von 1550 stammte. Diese Vorgängerkirche war baufällig geworden und reichte platzmäßig für das größer werdende „Dorp to dem Dahle“ nicht mehr aus. Aus den Aufzeichnungen des Turmknopfes wissen wir, dass der Turm deutliche „Überbleibsel aus katholischer und Kloster-Zeit“ zeigte und am meisten baufällig war.
Zuerst wurde aber der Bau der Kirche in Angriff genommen, weil sie als Gottesdienststätte am wichtigsten für die Gemeinde war. Während der Bauzeit wurden die Gottesdienste im Freien, auf dem Kirchplatz abgehalten. Die neue Kirche wurde etwa um ein Drittel in Höhe und Breite größer gebaut.
Nach Fertigstellung des Kirchenschiffes musste auch der Turm erneuert werden. Dieses Bauvorhaben bedurfte allerdings einer erneuten Spendenaktion in der Gemeinde. Der damalige Pastor Stilcke hatte einen harten Briefwechsel mit dem Königlichen Konsistorium zu führen, das keine Baugenehmigung erteilen wollte, da daran auch Zahlungsverpflichtungen der Kirche für den Turmbau geknüpft waren. Doch schließlich konnte 1791 der Turmbau feierlich abgeschlossen werden. Dadurch haben wir heute mit gut 200 Jahren eine relativ „junge Kirche“.
1883 erfolgte unter Pastor Niemann noch einmal eine gründliche Renovierung: die vormals weißen Emporen und Kirchenbänke bekamen eine Holzanstrich, das vorhanden gewesene Tonnengewölbe wurde in eine klassizistisch anmutende, bemalte Decke umgewandelt.
Inventarien – Ausstattung:
Sie stammt aus dem Spätbarock. Dazu zählen die zweietagigen Emporen mit Logen u. a. für den Gutsbesitzer, die spätbarocke Holzbemalung der Emporen, der reiche barocke Altaraufsatz aus dem 18. Jahrhundert, die Deckenbemalung und Grabdenkmäler in- und außerhalb der Kirche.
Die Kanzel ist eine Stiftung von Eleonore Sophia von Wartenberg geb. von Bülow aus dem Jahr 1718.
Der Altar zeigt in seiner reichen Holzschnitzerei etwa auf Kanzelhöhe die vier Evangelisten mit ihren Symbolfiguren:
Über den Engeln sind Christus mit der Fahne als Sieger über den Tod und auf Altarhöhe die Darstellung des Heiligen Abendmahles zu sehen.
Die farbigen Glasfenster an der Ostseite der Kirche wurden 1884 als eine der ersten von der Glasmalereiwerkstatt Ferdinand Müller in Quedlinburg gefertigt. Das linke Fenster stellt den Schutzpatron der Kirche, Andreas mit dem Kreuz, das rechte den Apostel Petrus mit dem Himmelsschlüssel dar.
Hinter dem Altar ist das Bild von Pastor Heinrich Gabriel Koch zu sehen. Er wirkte von 1732 bis 1739 in Thale. Die in seiner Hand aufgeschlagene Bibel zeigt die Textstelle aus dem 2. Korintherbrief: „Als die Sterbenden und siehe, wir leben.“
Auf der rechten Seite, in der Prieche der Familie v. d. Bussche-Streithorst, ist ein Epitaph für Otto Werner von Steuben (1681-1716),einem Gutsbesitzer, angebracht Er war ein belesener Mann, der sein Leben und Wirken mehr der Literatur als den Gewinneinnahmen verschrieb. So ist er auch in einem Symbolbild dargestellt. Er weist Gold und Geschmeide, das man ihm auf einem Tablett reicht, von sich, während er sich nicht von einem Buch abwendet, in dem er liest. Er wurde in der Kirche beigesetzt.
Die Orgel wurde 1790 von Orgelbaumeister Johann David Hamann erbaut. Sie ist ein Geschenk des Domherrn Ernst August von dem Bussche-Streithorst anlässlich des Kirchenneubaus 1788/91. Der Schönebecker Orgelbaumeister verwandte Teile der Orgel aus der alten Kirche, die 1684 von Johann Andreas Vetter aus Nordhausen errichtet wurde.
Die ehemals vorhandenen Glocken wurden 1798 zu einem einheitlichen Geläut umgegossen. Die große Glocke mit dem Ton „fis“ hat die beiden Weltkriege unbeschadet überstanden. Sie konnte vom Glockenfriedhof Hamburg wiedergeholt werden. Die kleinere Glocke mit dem Ton „h“ wurde im 1.Weltkrieg abgenommen und wiederbeschafft. Die mittlere Glocke blieb im 2. Weltkrieg. So läuten heute nur noch die große und die kleine Glocke zum Gottesdienst.
Die Turmuhr stammt aus dem Jahr 1925 und wurde von der Firma Weule aus Bockenem/Harz eingebaut. Lange Zeit stand die Uhr still - wir danken Herrn Erwin Schattschneider (80 Jahre) aus Thale, dass sie seit 2001 wieder anzeigt und schlägt, was die Stunde geschlagen hat.
St. Andreas-Kirche
06502 Thale
Diese Kirche gehört zum Kirchspiel Thale