Die Eindrücke einer Reise nach Tanzania wirken in mir noch stark nach. Vom 25. September bis 8. Oktober war ich zu Besuch bei unserer Partnerkirche, der Evangelisch-lutherischen Kirche in Tanzania. Seit 1976 besteht eine Partnerschaft zwischen der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen und den lutherischen Gemeinden im Süden Tanzanias. Damals machten sich zum ersten Mal Vertreter unserer Kirche auf den Weg zu den Christen dieser Gemeinden. Jetzt - 30 Jahre danach - wurde bei einer Konferenz Bilanz gezogen. Dankbar stellten wir fest, wie viele konkrete Verbindungen gewachsen sind – so auch zwischen Halberstadt und der Süd-Zentral-Diözese.
Besonders beeindruckend war aber für mich, wie sehr es Christen verbindet, wenn sie gemeinsam die Bibel lesen. Der Blickwinkel eines Afrikaners ist dabei anders als der eines Europäers. Uns beschäftigte das Gleichnis vom vierfachen Acker (Lukas 8,4-8). Jesus erzählt darin von einem Bauern, der beim Säen ist. Doch der Samen geht nicht überall gleich auf. Das, was auf den Weg fällt, wird zertreten und von den Vögeln aufgefressen. Einiges verdorrt unter der Sonne auf felsigem Boden. Auf einem anderen Ackerstück überwuchern Dornen die junge Saat. Aber ein Teil fällt auf gutes Land. Dort trägt die Saat hundertfach Frucht. So ist es mit dem Wort Gottes – sagt Jesus. Es wächst und bringt Frucht. In Tanzania ist das Leben in der Landwirtschaft ganz anders als in unseren Dörfern. Dort arbeiten auf dem kleinen Feld vor allem die Frauen, die sich und ihre große Familie davon ernähren müssen. Hier haben die wenigsten Menschen noch einen Bezug zur Arbeit eines Bauern. Klima und Boden sind verschieden.
Die Freunde aus Tanzania vermittelten uns diese Gewissheit: das Saatgut ist gut– die gute Nachricht von Jesus Christus. Gott hat uns gutes Saatgut gegeben. Wir suchen nicht, ob wir besseres finden. Wir sollen allen Menschen wünschen, dass bei ihnen diese Saat aufgeht. Die Saat des Vertrauens auf Gott, die Saat der Hoffnung in einer oft aussichtslosen Lage. Die Saat einer solidarischen Gemeinschaft, die den einzelnen trägt. Bis heute wächst daraus in Tanzania die Kirche. Das erlebte ich in den farbenfrohen Gottesdiensten mit viel Gesang, mit vielen Kindern und mit dem anschließenden herzlichen Beisammensein. Aber ich konnte mich auch überzeugen, dass aus der Saat der Partnerschaft viel konkrete Hilfe erwachsen ist. So wurde die Konferenz ein Fest der Partnerschaft und des Lernens aus ihrer Geschichte.
Seit einem Besuch von Bischoff Swallo in Halberstadt Anfang der 80er Jahre entstanden auch in den evangelischen Kirchengemeinden unserer Region Gruppen und Vereine, die sich die Hilfe für Tanzania zum Ziel gemacht hatten. Ich konnte konkret erleben, welche positiven Folgen aus Schul- und Gemeindepartnerschaften entstanden. Große Freude besteht bei den Partnern in Tanzania über das Interesse von jungen Leuten an ihrem Land. Aber vor allem wurde mir immer wieder gesagt, dass der persönliche Kontakt durch Briefe und Besuche, aber auch das Gebet das wichtigste sind. Ich musste auf meiner Reise auch viele Eindrücke der Armut, der Not und Krankheit verkraften, aber vor allem kehrte ich dankbar zurück. Weil mir der Glaube der afrikanischen Christen Mut gemacht hat, weil die Partnerschaftsarbeit mit Tanzania schon so viel bewegt hat und weil sie nach wie vor so viele Menschen unter uns bewegt.
C. Hackbeil
Seit den 1990er Jahren pflegt die Evangelische Kirchengemeinde Quedlinburg eine lebendige Partnerschaft mit der Iglesia Presbiteriana Reformada in Santa Clara, Kuba. Regelmäßige Kontakte und Besuche sind zentraler Bestandteil dieser Partnerschaft. Beide Gemeinden bemühen sich darum, das Anliegen der Partnerschaft in ihren Gottesdiensten und in der Gemeindearbeit aktiv zu halten. Dazu gehört auch der Austausch von Informationen für die gegenseitige Fürbitte.
Die Kirchengemeinde Quedlinburg ist zudem Teil einer Gruppe von Kirchengemeinden, die Partnerschaften mit Kuba innerhalb der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) und der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz pflegen. In dieser Gruppe arbeitet auch das Berliner Missionswerk mit, das die Partnerschaftsarbeit unterstützt und koordiniert.
Jährlich stellt die Quedlinburger Gemeinde ein Budget für die Partnerschaftsarbeit bereit, um direkte finanzielle Unterstützung für Projekte in Santa Clara zu ermöglichen. In der Vergangenheit wurden Gelder für die Essensversorgung bedürftiger Gemeindeglieder sowie für die Anschaffung von Waschmaschinen im Gemeindehaus der Partnergemeinde bereitgestellt. Diese Arbeit wird durch den Kirchenkreis Halberstadt und das Lothar-Kreyssig-Ökumenezentrum der EKM gefördert.
Die Partnerschaft ermöglicht es der Quedlinburger Gemeinde, ökumenische Erfahrungen in die eigene Gemeindearbeit zu integrieren und Themen wie Verkündigung, Gemeindeaufbau und Gemeindediakonie aus einer internationalen und ökumenischen Perspektive zu betrachten. Zweimal jährlich finden Tagungen mit den beteiligten Kirchengemeinden statt, bei denen die Partnerschaftsarbeit in Deutschland organisiert wird.