Kreisoberpfarrer i.R. Christoph Schröter heimgerufen

In der Einladung zum Vorabend seines 90. Geburtstags fand sich die erstaunliche Ankündigung: „Der Jubilar feiert in seinen Geburtstag hinein.“ Und das tat er tatsächlich und hielt um Mitternacht eine Rede an seine zahlreichen Gäste. Staunend hat er in den letzten Jahre zu solchen Anlässen immer wieder festgestellt, dass ihm so überraschend viele Lebensjahre an der Seite seiner Frau Inge geschenkt waren. Im Sommer 2020 konnten die beiden ihre Eiserne Hochzeit feiern.

Geboren 1929 in Bernburg studierte er nach dem Krieg (1947-1953) Theologie in Berlin, Basel und Göttingen. Nach ersten Pfarrstellen in Horstdorf und Bernburg wurde er 1972 zum Kreisoberpfarrer in Ballenstedt berufen. Das Pfarrhaus in der Bebelstraße war ein überaus gastfreundliches Haus. Das durfte ich seit 1977 selbst erleben. Bei meinen wöchentlichen Besuchen lud mich Christoph immer zum gemeinsamen Musizieren am Klavier ein. Viel habe ich in dieser Zeit bei ihm gelernt. Musik war ihm Zeit seines Lebens wichtig. So hatte er neben seinem Theologiestudium auch die kirchenmusikalische C-Prüfung abgelegt. Seit dem Ruhestand lebte er mit seiner Frau in Quedlinburg. Er war dort lange Zeit Mitglied des Oratorienchores und später des Gemeindechores. In seinen letzten Lebensmonaten in Erfurt hat er noch einmal das Klavierspielen neu für sich entdeckt und täglich seinen Bach gespielt.

Nach der friedlichen Revolution 1990 war er am Runden Tisch des Landkreises Quedlinburg ein zuverlässiger Verfasser der Protokolle. In der Quedlinburger Zeit hat er sich mit Fleiß und Akribie ehrenamtlich der Ahnenforschung und damit der Erschließung der Kirchenbücher gewidmet.

In seiner großen Familie, seiner Gemeinde und im Freundeskreis behielt er bis zuletzt jede und jeden im Blick. Legendär sind seine treuen jährlichen Geburtstags- und Festtagsschreiben: Immer sprachen diese die persönliche Lebenssituation des einzelnen Menschen an. Wahrscheinlich einen der letzten dieser Grüße erhielt ich vor wenigen Tagen selbst. Ich bin froh, ihn so lange gekannt zu haben.

Michael Mendel

Die Trauerfeier findet am Samstag, dem 10.09.2022 um 11 Uhr in der Quedlinburger Nikolaikirche statt. Die Beisetzung erfolgt anschließend auf dem Zentralfriedhof. Danach lädt die Familie in die Turmräume der Nikolaikirche ein.