St. Stephani Kirche in Dardesheim

Beschreibung der Kirche

Das Archidiakonat Dardesheim wird erstmals 1218 erwähnt. Die Kirche, deren Patronat dem Dompropst von Halberstadt unterstand, ist sehr viel älter und gehörte wahrscheinlich zu den ersten Kirchen die bei der Christianisierung der Gegend durch H ildegrim gegründet wurden. Neuste Recherchen weisen auf die Einweihung einer Kirche zu Darsen (Dardesheim) um das Jahr1129 hin. Schutzpatron der Kirche ist der Heilige Stephanus, dessen steinerne Figur noch heute das Hauptportal krönt. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Vorgängerkirche aus dem 13. Jahrhundert baufällig, baupolizeilich gesperrt und danach 1856 abgerissen. Unter dem Sockel des Stephanus ist die Jahreszahl 1859 eingemeißelt, Baubeginn der neuen Kirche. Das Richtfestfür den neuen Kirchturm wurde im Juli 1861 gefeiert. Am Sonntag nach Reminiziere, den 16.03.1862 übernahm Superintendent Wetken die feierliche Einweihung der neuen Kirche. Sie wurde im neoromanischen Stil erbaut. Das Langschiff misst 36 Meter. In der äußeren Architektur grenzt ein nicht markiertes Querschiff an. Darin erhebt sich eine halbkreisförmige mit einer Halbkugel bedeckte Apsis. Vom Westgiebel aus erhebt sich der Turm mit seiner achteckigen Laterne. Je ein Glockenhaus auf der Nord- und Südseite krönen das Westwerk. Diese sind mit Filialen und aufgesetzten Kreuzblumen an den Giebeln geschmückt. Die Bauausführung erfolgte mit behauenen Kalkbruchsteinen unter Verwendung von Steinen aus dem Vorgängerbau. Der innere dekorative Teil, besonders die Apsis, ist aus Eilsdorfer Sandstein gefertigt. Eine aufwendige Holzdeckenkonstruktion mit einer umlaufenden Empore fügt sich einmalig in das Kirchenschiff ein.

Besonderheiten

Kanzel

Die Kanzel im Altarbereich weist eine Eigenart auf. Zum Kirchenschiff schauen drei, im selben Stil in Stein gemeißelte Evangelisten von der Kanzel herab: Markus, Lucas und Matthäus. Am Treppenaufgang zum Altar befindet sich nur das Bildnis von Martin Luther, das auch nicht zum Stil der Evangelisten passt.

Alter Kanzelaufgang

Die Aufgangsbekleidung des Kanzelaufganges der Vorgänger Kirche ziert ein Engel. Er thront über fünf kunstvoll geschnitzte Figuren des Barock. Zwei davon halten Spruchbänder in den Händen.

Glocken

Der Glockenschlag eines historisch wertvollen Geläutes ruft die Christen zum Gottesdienst und kündet die Stunden an. Leider wurde die größte Glocke während des zweiten Weltkrieges eingeschmolzen. Vorhanden sind sechs Glocken. Eine Stundenglocke ist mit der Inschrift SANCT ANNA REVIVSCENS ANNO 1620 versehen. Im Glockenstuhl auf der Südseite des Turmes befinden sich zwei kleinere Glocken, die nicht mehr im Geläut eingebunden sind. In beiden ist der Klöppel mit einem Lederriemen in der Glocke eingehängt. Eine trägt einen umlaufenden Minuskelschriftzug.

Orgel

Der erste Nachweis einer Orgel erfolgte in der Kirchenvisitation 1589. »Neulich ist auch eine Orgel gemacht, die Kirche gab 30 thlr; das andere allein der Stiftshauptmann Heinrich von der Lühe, der das Haus Dardessem inne hat.« Weitere Hinweise wurden in den Kirchenbüchern gefunden. Der Musikwissenschaftler Dr. Wolf Hobohm fand im Oktober 2008 den Eintrag über den Bau einer Orgel des Christoph Cuntius. Zusammen mit zwei Gesellen setzte er im Februar 1706 eine Orgel in der Stephani Kirche. Der Holzschnitzer Georg Froböse aus Hornburg versah das Prospekt und die Schleierbretter mit den so typischen fleischigen Akathusranken und Rosetten. Der vornehme Musiko und Organist Andreas Werkmeister hatte im Mai 1706 die Orgel genau examiniert und für gut befunden. 200 Jahre versah diese Orgel ihren Dienst, bis es 1912 galt, eine neue Orgel zu machen. Den Zuschlag dafür erhielt Ernst Röver von der Orgelbauanstalt Hausneindorf bei Quedlinburg. Ihm ist nicht nur die Perfektionierung, der von seinem Vater entwickelten Kastenlade zu verdanken, sondern auch der Erhalt der Cuntius Orgel. Er wusste um den Wert dieses alten Instrumentes und verstand es diese Orgel vorzusetzen und dahinter seine neue Technik zu verbergen. Nur der Spieltisch wurde in die alte Orgel eingepasst.

Öfen

Die vier gusseisernen Öfen aus dem Jahr 1912 stellen die Kunsthandwerksform des Eisenkunstgusses im 19. Jahrhundert dar. Kunstvolle gegossenene Reliefs schmücken die Öfen. Sie wurden im Königlich-württembergischem Hüttenwerk Wasseralfingen gegossen. Ein Ofen kostete damals 225 Mark.

Alte Turmuhr

Die Handwerkskunst des Uhrmachers ist in der Priche auf der Südseite zu sehen. Der handgeschmiedete Korpus der Turmuhr weist die Jahreszahl 1697 auf. Die Kirchenbücher vermelden hierzu: »18. März 1697 Dom judica - so vor Fasten ist auf unserem Kirchturm eine ganz neue Stunde u. Viertel-Uhr gesetzt worden, welche Mst. Christian Bodam, Bürger u. Uhrmacher zu Quedlinburg um und vor 70 Rrht Bargeld, u. die alte Uhr dazu u. die 4tel u. Std. zum 1. mal geschlagen«.

Quellen:

  • Kirchenbücher der Stephani Kirche Dardesheim
  • Kirchenbeschreibung Dr. Hermann Schönefuß
  • Kirchenvisitation 1589 G. Nebe
  • Geschichte des vormaligen Bisthums und jetzigen Fürstenthums, insbesondere aber der Stadt Halberstadt, von den ältesten bis auf die neusten Zeiten von Ludwig Ferdinand Niemann, Erster Band Seite 224
  • Recherche Dr. WolfHobohm
  • Fotos und Text: Horst Müller

Die Kirche

St. Stephani Kirche in Dardesheim
St. Stephani Kirche in Dardesheim

St. Stephani Kirche
Kirchplatz
38836 Osterwieck OT Dardesheim

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Nach Vereinbarung

Alle Fotos: Horst Müller

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