Die Kanzel im Altarbereich weist eine Eigenart auf. Zum Kirchenschiff schauen drei, im selben Stil in Stein gemeißelte Evangelisten von der Kanzel herab: Markus, Lucas und Matthäus. Am Treppenaufgang zum Altar befindet sich nur das Bildnis von Martin Luther, das auch nicht zum Stil der Evangelisten passt.
Die Aufgangsbekleidung des Kanzelaufganges der Vorgänger Kirche ziert ein Engel. Er thront über fünf kunstvoll geschnitzte Figuren des Barock. Zwei davon halten Spruchbänder in den Händen.
Der Glockenschlag eines historisch wertvollen Geläutes ruft die Christen zum Gottesdienst und kündet die Stunden an. Leider wurde die größte Glocke während des zweiten Weltkrieges eingeschmolzen. Vorhanden sind sechs Glocken. Eine Stundenglocke ist mit der Inschrift SANCT ANNA REVIVSCENS ANNO 1620 versehen. Im Glockenstuhl auf der Südseite des Turmes befinden sich zwei kleinere Glocken, die nicht mehr im Geläut eingebunden sind. In beiden ist der Klöppel mit einem Lederriemen in der Glocke eingehängt. Eine trägt einen umlaufenden Minuskelschriftzug.
Der erste Nachweis einer Orgel erfolgte in der Kirchenvisitation 1589. »Neulich ist auch eine Orgel gemacht, die Kirche gab 30 thlr; das andere allein der Stiftshauptmann Heinrich von der Lühe, der das Haus Dardessem inne hat.« Weitere Hinweise wurden in den Kirchenbüchern gefunden. Der Musikwissenschaftler Dr. Wolf Hobohm fand im Oktober 2008 den Eintrag über den Bau einer Orgel des Christoph Cuntius. Zusammen mit zwei Gesellen setzte er im Februar 1706 eine Orgel in der Stephani Kirche. Der Holzschnitzer Georg Froböse aus Hornburg versah das Prospekt und die Schleierbretter mit den so typischen fleischigen Akathusranken und Rosetten. Der vornehme Musiko und Organist Andreas Werkmeister hatte im Mai 1706 die Orgel genau examiniert und für gut befunden. 200 Jahre versah diese Orgel ihren Dienst, bis es 1912 galt, eine neue Orgel zu machen. Den Zuschlag dafür erhielt Ernst Röver von der Orgelbauanstalt Hausneindorf bei Quedlinburg. Ihm ist nicht nur die Perfektionierung, der von seinem Vater entwickelten Kastenlade zu verdanken, sondern auch der Erhalt der Cuntius Orgel. Er wusste um den Wert dieses alten Instrumentes und verstand es diese Orgel vorzusetzen und dahinter seine neue Technik zu verbergen. Nur der Spieltisch wurde in die alte Orgel eingepasst.
Die vier gusseisernen Öfen aus dem Jahr 1912 stellen die Kunsthandwerksform des Eisenkunstgusses im 19. Jahrhundert dar. Kunstvolle gegossenene Reliefs schmücken die Öfen. Sie wurden im Königlich-württembergischem Hüttenwerk Wasseralfingen gegossen. Ein Ofen kostete damals 225 Mark.
Die Handwerkskunst des Uhrmachers ist in der Priche auf der Südseite zu sehen. Der handgeschmiedete Korpus der Turmuhr weist die Jahreszahl 1697 auf. Die Kirchenbücher vermelden hierzu: »18. März 1697 Dom judica - so vor Fasten ist auf unserem Kirchturm eine ganz neue Stunde u. Viertel-Uhr gesetzt worden, welche Mst. Christian Bodam, Bürger u. Uhrmacher zu Quedlinburg um und vor 70 Rrht Bargeld, u. die alte Uhr dazu u. die 4tel u. Std. zum 1. mal geschlagen«.
St. Stephani Kirche
Kirchplatz
38836 Osterwieck OT Dardesheim