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Es ist kaum zu glauben: Immer noch verwenden viele Menschen diese Zahlenfolge als Passwort für ihren PC, auf dem sich teils sensible Daten finden. Viele unserer Zeitgenossen machen sich in den sogenannten sozialen Medien ohnehin zum gläsernen Menschen, veröffentlichen ihre Neigungen, Meinungen, Hobbys, Freundschaften. Konzerne reiben sich die Hände, platzieren passgenaue Werbung, schaffen Bedürfnisse nach Dingen, die kein Mensch braucht.
Mit dem Passwort aus der Überschrift fällt bei manchem auch noch die letzte Schutzmauer. Wie leichtsinnig ermöglichen sie Kriminellen Zugriff auf ihre Daten.
Immer wieder frage ich mich, wie das kommt: der unvorsichtige Umgang mit dem Zugriff auf den Computer auf der einen Seite und die große Lust an der Selbstdarstellung auf der anderen, die Sehnsucht nach Resonanz durch Clicks und Likes.
Fast scheint es so, als wäre ein Mensch nur Mensch, etwas Erlebtes nur erlebt, wenn möglichst viele andere zurückmelden, dass sie’s gesehen haben und toll finden. Vermutlich hat beides miteinander zu tun. Das allzu einfache Passwort mag dafür stehen, dass es einfache Lösungen braucht, um all die Vorgänge am Computer noch irgendwie zu beherrschen. Wenn es im Wohnort keine Bankfiliale mehr gibt, braucht man ein Passwort fürs Online-Banking. Und eins für dies und eins für jenes und eins für das Mailprogramm sowieso.
Wahrscheinlich verbirgt sich hinter dem allzu schlichten Passwort 12345678910 aber auch ein unbewusster Widerstand gegen eine Welt, die immer komplizierter wird und uns damit zunehmend überfordert: Es wäre so heilsam, wenn das Leben einfacher wäre, als es ist.
Heilsam wäre auch, wenn es mehr echte Resonanz gäbe als jene künstliche im Internet; wenn wir uns wirklich füreinander interessierten, statt der digitalen Kunstfigur, als die sich viele im Internet zeigen, einen Click zu schenken.
Wir Menschen brauchen eine solche unmittelbare Resonanz wie die Luft zum Leben! Es ist eigentlich ganz einfach, jemandem zu sagen, dass man ihn schätzt, mag, liebt – genauso wie er ist. Dass man gern mit ihm Zeit verbringt in der Ehe, der Familie, oder auf Arbeit, beim gemeinsamen Hobby. Ein einfaches Passwort zur Seele eines Menschen ist, wenn er spürt, dass es wirklich um ihn geht, dass er gesehen ist mit allem, was ihn bewegt. Dass man sich für ihn tatsächlich interessiert, manchmal sogar, obwohl er so ist, wie er ist.
Einer kennt dieses Passwort ganz gewiss, von ihm kann ich mir abgucken, wie das mit diesem so simplen Zugang zur Seele eines Menschen geht, weil ein Lebenskraft schenkendes menschliches Bedürfnis ernstgenommen wird. Von ihm hören Christen in einem Bibelwort, das für sie wie eine Überschrift über diesem Jahr steht: Du bist ein Gott, DER MICH SIEHT.

Matthias Zentner