Kreuzwege

Neulich auf der Fahrt mit dem Auto nach Hause. Die Sonne scheint. Ich nehme mir Zeit, fahre gemütlich über kurvige Landstraßen. Am Straßenrand sehe ich Holzkreuze mit Blumen und Grabschmuck, auf den Holzkreuzen stehen Namen. Als ich zuhause aussteige, sind es am Ende drei, an denen ich vorbeigefahren bin: Drei Kreuze. Drei Namen. Drei Schicksale. Drei Menschen.

Ich stelle mir vor, wie ihre letzten Sekunden waren. Oder lieber nicht. Sie waren bestimmt zu schnell unterwegs, denke ich mir, sie haben riskant überholt… Aber woher will ich das wissen? Vielleicht war es ein Ausweichmanöver wegen eines Wildwechsels. Stand die Sonne zu tief? Oder waren die, deren Namen auf den Kreuzen stehen, einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort, wurden von einem anderen Fahrzeug frontal erwischt?

Aus dem Leben gerissen. Von jetzt auf gleich. Aus und vorbei.

Vorbei?

Mir fallen Worte von Jesus ein, die er zu dem spricht, der neben ihm gekreuzigt wird: Heute wirst du mit mir im Paradies sein. Damit will Jesus doch sagen: Wir bleiben in Beziehung, auch im Tod. Auch, wenn du am Kreuz hängst und mit mir stirbst oder dort ein Kreuz steht: Der Tod ist nicht das Ende. Meine Liebe bleibt. Verlass dich darauf.

Ich werde daran denken, wenn ich wieder unterwegs bin und am Straßenrand Kreuze sehe mit Namen darauf.

Christian Plötner