Elia

26. Mai 2023

Die Bibel erzählt von Elia und anderen Menschen, die keine Helden sind. Die auf Wahrheitssuche sind. Die sich verändern lassen, die aufstehen, widerstehen.

Entschieden. Kompromisslos. So ist Elia, ein Prophet. In den biblischen Büchern der Könige lesen wir von ihm. Elia steht oft allein da. Steht dem König Ahab gegenüber. Oder umringt von vielen Menschen gegenteiliger Position. Ist Druck ausgesetzt. Elia zu verfolgen und zu ergreifen, macht sich Königin Isebel stark.

Von Elia handelt das berühmte musikalische Werk Felix Mendelssohn-Bartholdys, das zu den Domfestspielen am Samstag, 3. Juni 2023 erklingt. Dramatisch und innig ist das Werk. Bewundernswert klar das Auftreten des Elia. Dabei auch so fürchterlich, dass wir Hörende uns von ihm distanzieren. So muss es in uns arbeiten; zweierlei zu fragen ist: Was will Gott? Was ist gut und wichtig für alle, für Volk, Regierung und mich selbst?

Elias Zeit war vor fast dreitausend Jahren. Plötzlich ist er da. Mitten im damaligen Königtum Israel. Seiner Herkunft nach stammt er aus dem Ort Thisbe östlich des Jordans. In seiner Heimat gibt es keinen Grundbesitz. Und es wird der Gott Israels so verehrt, wie von Mose überliefert. Als Hirte und Helfer von einander Gleichgestellten. Nun aber trifft Elia auf auf den Glauben an Baal. Das macht ihn wütend und einsam. Der ganzen Gesellschaft scheint nur um das je eigene Gedeihen zu gehen. Um das eigene fruchtbare Feld und um die eigene Familie. Der Königshof mit seinen rund 900 Dienern des Baal macht es vor. Baal Schemen, (Herr des Himmels) ist der Wichtigste. Vielfach wird Baal gefeiert – so wie es Königin Isebel eingeführt hat. Beim üppigen Essen und Trinken steigert sich Begeisterung zur Ekstase.

Dann kommen drei Jahre ohne Regen. Das Land verdorrt und die Menschen verzweifeln. Elia überlebt wunderbarerweise am Bach Krith, östlich des Jordan. Hilft einer Witwe und ihrem Sohn. Kehrt dann in die Öffentlichkeit zurück und fordert den König und die vielen Diener des Baal heraus. Zum Erweis der Wahrheit sollen sie auf dem Berg Karmel einen Stier als Opfer bereiten und ihren Baal um Feuer beten. Ebenso wird es Elia allein tun. Also: Ihr oder ich? Euer Baal oder der Gott?

Was geschieht? Genau, märchenhaft genau wird der ungleiche Wettbewerb geschildert, samt Herausfordern und Hohn vor der schweigenden Menge. Schließlich brennt es. Feuer kommt vom Himmel auf das Opfer des Elia. Zuschauende sind überwältigt, Beteiligte erschüttert, die Königin rachedurstig. Elia vollstreckt Todesurteile an Baalsdienern. So ausschließlich, so entschieden, so kompromisslos versteht er die Gebote des Mose. Aber will Gott dies? Unglaublich.

Wie ist denn Gott? Die Frage muss bleiben! Auch jetzt, als Elia flieht. Als ihm sterbenselend ist. Als er tagelang nach Süden läuft, bis er am Berg Horeb ankommt. Elia weilt nun in einer Höhle. Überlebt hat er. Doch: Wie ist Gott? Während des Kämpfens und Fliehens hat Elia weder etwas von Gott geschaut oder gefühlt. Nun vernimmt er, dass Gott ihn ruft und tritt ins Freie. Erlebt Wind, erlebt Erdbeben, erlebt Feuer – ohne Gott. Dann spürt Elia in einem sanften stillen Sausen: Hier ist Gott. Hier, in der Stille. Unheimlich, ganz anders.

Die Bibel erzählt von Elia und anderen Menschen, die keine Helden sind. Die auf Wahrheitssuche sind. Die sich verändern lassen, die aufstehen, widerstehen. Neu anfangen.

Pfingsten ist ein Fest des Neuanfangs.

Gesegnete Pfingsten!

Hannah Becker