Motorengeräusche und Kirchenglocken

09. Jun 2020

Volksstimme vom 9. Juni 2020 / von Horst Müller

In Dardesheim gehört beides zusammen: Zum zweiten Motorradgottesdienst trafen sich einige Biker aus dem Harzvorland auf dem Platz vor der St.-Stephani-Kirche. Wie im vergangenen Jahr hatte auch dieses Mal Rene Wödde diesen außergewöhnlichen Gottesdienst in Absprache mit Diakon Paul Beutel organisiert. „Im letzten Jahr habe ich euch als ‚Perlen der Straße‘ begrüßt. In diesem Jahr ist die Saison schon Lichtjahre alt – deshalb grüße ich euch mit ‚Ihr seid die Kometen der Landstraße‘“.
Mit diesen Worten leitete der Diakon den Gottesdienst unter freiem Himmel ein. Während des ersten Liedes, in der zweiten Strophe, ging er auf die Corona-Vorgaben für diesen Tag ein: „Der Abstand einer ‚Schwalbe‘ muss heut’ sein. Nichts weiter reichen. Und Rene schreibt ein, wer heut’ hier ist – doch kriegt keinen Schreck: Den Zettel schmeißt er in drei Wochen weg.“ Beutel versetzte sich zudem in einen Biker während der Kurvenfahrt. „Dass Geschwindigkeit durch Kurven trägt, ist für mich hohe Kunst …, also hohe Kunst des Fahrens und hohe Kunst des Lebensvertrauens.
Unsere Zeit jetzt ist wie eine Kurve. Eine wichtige Stelle. Und wir wissen nicht genau, was dahinterkommt“, beschrieb der Diakon. Egal, was passiert, nach einer Kurvenfahrt gehe es auch wieder auf geraden Strecken weiter. „Lass trotz Corona Lebensfreude aufkommen. Euer Schutzengel möge euch weiterhin vor Unfällen bewahren.“ Mit Gottessegen, den Worten „Freude beim Fahren und allzeit gute Fahrt“, entließ der Diakon Paul Beutel die Kirchgänger des zweiten Motorradgottesdienstes in Dardesheim.
Die Kollekte des Tages ging zur Hälfte an die Bahnhofsmission in Halberstadt. Die andere Hälfte des Geldes ist für die Restauration der großen Eingangstür auf der Westseite der Kirche gedacht. Nach dem Segen konnten sich die Biker noch – in gebührendem Abstand – in Begleitung der Gemeindekirchenratsvorsitzenden Heidrun Blenke von der Schlichtheit und Schönheit der 1862 geweihten Kirche überzeugen.
Nach diesem harmonischen Tag und einer gemeinsamen Ausfahrt in den Harz fuhren die Biker am Nachmittag wieder in ihre Heimatorte zurück.