Chor Desederata begeistert

19. Mai 2013

Desederata begeistert die Gemeinde in Quedlinburg

Beifall nach dem festlichen Pfingstgottesdienst in St. Nikolai in Quedlinburg für den Meckenheimer Chor Desederata und Kirchenmusikdirektor Gottfried Biller. Mit beschwingten,einfühlsamen, aber auch herausfordernden Klängen gestalteten sie die Pfingstbotschaft musikalisch. Chorleiter Helmut Umlauf, der das Ensemble seit über 30 Jahren leitet, konnte mit seinen Sängerinnen und Sängern wirklich zufrieden sein. (Informationen zum Chor unter www.desederata.de)

Viakrin Franziska Kaus führte im Rahmen der Begrüßung die feedback-box ein. Eine Anregung aus der Gemeinde aufnehmend, sind alle Besucherinnen und Besucher eingeladen, auf Kärtchen Lob, Kritik und Ideen für die Gestaltung von Gottesdiensten einzubringen.

Superintendentin Angelika Zädow hielt die Predigt zum vorgeschlagenen Text aus dem 4. Buch Mose (für Interessierte ein Abdruck unten).

Wer den Chor doch noch live erleben möchte, ist am Pfingstmontag herzlich um 10.00Uhr in die evangelische Kirche nach Großalsleben eingeladen. Eine kleine Kostprobe können Sie am Ende dieser Seite  anklicken.

Predigt von Superintendentin Angelika Zädow

Liebe Gemeinde,
wer mich etwas länger kennt, der weiß, dass ich in bestimmten Situationen der Gemeindearbeit gerne auf die scherzhafte Abkürzung für „Team“ hinweise. Kennen Sie die? T e a m = „toll, ein andrer macht`s“? – Meist wird sie dann erzählt und gebraucht, wenn Menschen das Gefühl haben, mit einer Aufgabe oder der Lösung eines Problems allein gelassen zu werden und von dem ansonsten viel beschworenen „Teamgeist“ nichts mehr spüren.
Da steht man dann allein auf weiter Flur vor einem gewaltigen Berg von Arbeit und denkt insgeheim: „Das schaffe ich nie“. Wer von uns hat dieses Gefühl nicht irgendwann einmal im Leben gehabt.

Der für heute vorgeschlagene Predigttext aus dem 4.Buch Mose erzählt von einer solchen Situation. Kein geringerer als Mose ist es, der sich beim Zug durch die Wüste von den Menschen und von Gott allein gelassen fühlt. Und nun reicht`s ihm, er hat die Nase gestrichen voll. Deshalb wendet er sich an seinen Auftraggeber, Gott selbst.

Ich lese aus dem 11.Kapitel:
„Als nun Mose das Volk weinen hörte, einen jeden in der Tür seines Zeltes, entbrannte der Zorn des Herrn sehr. Und auch Mose verdross es. Und Mose sagte zum Herrn: „Warum bekümmerst Du Deinen Knecht? Und warum finde ich keine Gnade vor Deinem Angesicht, dass Du die Last dieses ganzen Volkes auf mich legst? Hab ich denn all das Volk empfangen oder geboren, dass Du zu mir sagen könntest: Trage es in Deinen Armen wie eine Amme ein Kind trägt, in das Land, das Du ihren Vätern versprochen hast? Woher soll ich Fleisch nehmen, um es all dem Volk zu geben? Sie weinen vor mir uns sprechen: „Gib uns Fleisch zu essen!“ Ich vermag all das Volk nicht allein zu tragen. Es ist mir zu schwer. Wenn Du es aber trotzdem von mir verlangst, dann töte mich lieber.
Da sprach der Herr zu Mose: „Sammle mir 70 Männer unter den Ältesten Israels und bringe sie vor die Stiftshütte und stelle sie dort vor dich hin. Dann will ich hernieder kommen und dort mit dir reden und von deinem Geist, der auf dir ruht etwas nehmen und auf sie legen, damit sie mit dir die Last des Volkes tragen und du nicht allein tragen musst.
Und zum Volk sage: Heiligt euch für morgen, da sollt ihr Fleisch zu essen haben. Denn euer Weinen ist vor die Ohren des Herrn gekommen.“
Und Mose ging und sagte dem Volk die Worte es Herrn und versammelte 70 Männer von den Ältesten und stellte sie ringsum die Stiftshütte. Da kam der Herr hernieder in einer Wolke und redete mit Mose und nahm von dem Geist, der auf ihm ruhte und legte ihn auf die 70 Ältesten. Und als der Geist auf ihnen ruhte, gerieten sie in Verzückung wie Propheten und hörten nicht auf. Dann kehrten Mose und die Ältesten ins Lager zurück.

Liebe Gemeinde,
man kann es sich vorstellen: Die Menschen hatten es schwer: ein langer Weg, 40 Jahre, durch unwirtliches Gebiet, kein Ziel vor Augen, nur das Versprechen Gottes, dass sie eines Tages in das gelobte Land kommen werden. Die Wochen, Monate und Jahre vergehen quälend langsam. Denn jeder Tag bringt das gleiche Einerlei. Aufstehen, weiter ziehen, so weit die Füße tragen, schlafen gehen und wieder von vorne. Die Kinder kannten nichts anderes als dieses ewige Wandern durch die karge Wüstenlandschaft und das tägliche Sammeln der Mannatropfen, um den Hunger zu stillen.

Und jetzt: Das Leben und auch das Manna schmecken nicht mehr - so wie uns manches nicht schmeckt. Die Menschen wünschen sich einen neuen anderen Geschmack. Am allerliebsten, das seit Jahren entbehrte Fleisch Und diejenigen, die diesen Geschmack noch kennen, beginnen, sich an das gute und reichliche Essen in Ägypten zu erinnern. Fisch und Fleisch soviel sie wollten, dazu Obst und Gemüse. Was war das eine schöne Zeit damals! Unversehens wandelt sich im Rückblick das Leben in Unfreiheit und unter dem Frondienst der ägyptischen Herrscher in ein kulinarisches Paradies. Ja, früher war alles besser.
Und als sie die Erinnerungen austauschen und mit der Wirklichkeit vergleichen, wachsen erst Traurigkeit, dann Ärger und Wut. Das kollektive Jammern beginnt und vor allem: die Suche nach dem Schuldigen. Wer hatte ihnen denn das eingebrockt? Klar, das war Mose, dem seit Jahren auch nicht mehr einfiel, als auf das Versprechen Gottes hinzuweisen. Aber jetzt reichte es - und so bekommt Mose Ärger und Frust zu spüren.

Dieses allgemeine Gejammer - auch Mose ist das zuviel. Die Verantwortung will und kann er nicht länger tragen. Ungehalten und vorwurfsvoll wendet er sich an Gott. So wandern die Schuldzuweisungen: vom Volk zu Mose und von Mose zu Gott.

Und die Last, die Mose so erdrückend spürt? Gott heißt ihn, ein Team zu bilden aus 70 Leuten. Gemeinsam sollen sie fortan die Verantwortung tragen - mit Hilfe der Kraft, der Liebe und Weisheit von Gottes Geist.


Liebe Gemeinde,
diese uralte Geschichte bewegt etwas in mir. Weil sie mich an vieles erinnert, dass ich erlebe. Ganz gleich ob es die Stimmen sind, die nicht müde werden, von der „guten alten Zeit“ so zu sprechen als sei sie der Gegenwart vorzuziehen oder auch die Suche nach einem Schuldigen, wenn etwas nicht so läuft wie ich mir das vorstelle.
Es ist gut, die Vergangenheit als schön und erfüllt zu erinnern, aber unser Predigttext warnt davor, sie rückblickend zu verklären. Denn das blockiert den klaren Blick auf die Möglichkeiten der Gegenwart. Wenn in unserem Leben und auch in unseren Gemeinden manches anders weiter geht als bisher, muss das ja nicht notwendigerweise weniger oder schlechter sein.
Es ist auch gut, Ursachenforschung zu betreiben, aber es ist gefährlich, Frust und Ärger an einer Person oder einer Gruppe auszulassen. Die Erfahrung und auch die Geschichte sollten uns gelehrt haben, dass die Wirklichkeit IMMER vielschichtiger ist als unsere eigene Sicht erkennen lässt.

So weit, so richtig - und das Rezept gegen verklärenden Rückblick und ungerechte Schuldzuweisungen? Wahrhaft pfingstlich wie ich finde - obwohl unsere Erzählung weit vor dem Pfingstfest spielt: Durch das Ausgießen seines Geistes bewirkt Gott ein neues Leitungsmodell.
Statt Solospieler - Teamgeist. Statt Einzelleistung - Gemeinschaftswerk. Statt Mitlaufen - Mitverantworten.
Geist statt Fleisch. Langfristiges Mit- und Füreinander statt kurzfristiger Genuss.

Davon lebt die wahre Gemeinschaft der Kinder Gottes. Auf ihr gründet die Gemeinschaft derer, die Christus später in seine Nachfolge rief. Wenn wir heute das Pfingstfest feiern, dann stehen wir in einer Reihe der von Gottes Geist Gerufenen - mehr noch der von Gottes Geist bewohnten Menschen.

Ja, wir, Sie, Ihr, ich! Jeder Mensch - mit Gottes Geist beseelt - können wir das glauben - mehr noch können wir daraus leben - andere anschauen - uns selber so sehen?

Ich bin sicher, wer das schafft – also anzunehmen, dass der, dem ich gerade begegne, vom Geist Gottes bewohnt wird, dann könnte das Auswirkungen auf den Umgang miteinander haben - ganz gleich woher wir kommen und wohin wie wir unterwegs sind.

Denn als pfingstliche Menschen leben wir aus dem Wissen, dass Gottes schöpferischer Geist die ganze Welt wie ein feines Band durchwirkt. Und wir sind diejenigen, die an der Gestaltung der Gegenwart und damit auch der Zukunft mitwirken und Verantwortung tragen dürfen. Seit dem Pfingstfest sind es nicht nur 70, sondern alle Menschen, denen Gott zutraut, mit ihren Gaben an der Ausbreitung von Gerechtigkeit und Versöhnung mit zu wirken.

Damit uns die Kraft nicht ausgeht, ruft Christus uns in seine Tischgemeinschaft. Sie erinnert uns an daran, dass wir nicht alleine sind, sondern hinein gerufen in die Gemeinschaft der Glaubenden.

Ob wir dem trauen, was Gott seiner Kirche nicht nur verheißen, sondern ja längst geschenkt hat: Seinen lebendigen und bewegenden Geist, der weht wo er will und den Staub des Alten hinweg fegt, damit Neues werden kann?
Der Geist Gottes ruft uns aus unseren Gewohnheiten heraus. Anderes und Andere sollen wir kennen lernen, damit unser Leben und unsere Kirche reicher und bunter werden - nicht durch immer mehr, sondern durch eine neue Glaubenshoffnung und –fröhlichkeit. Dann wird die Christenheit eine neue Strahlkraft entwickeln, die zeigt: Hier – in der Kirche Jesu herrscht ein besonderer Geist: der der Hinwendung, des Trostes, der Gemeinschaft und Geborgenheit. So wirken und weben wir ein buntes Band der Liebe Gottes durch unsere Welt.
Und so sollte Team gerade in der Kirche eben nicht heißen: „Toll, ein andrer macht`s“, sondern vielmehr: „Teilt eure Aufgaben miteinander.“ Darauf, liebe Gemeinde, hoffe und vertraue ich.

Desederata
Desederata

Fotos: Martin Saß

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