Grenzen überschritten

05. Feb 2022

Andachten angesichts der Corona-Pandemie in der Liebfrauenkirche


In den Andachten, die seit dem 13. Dezember jeden Montag in der Liebfrauenkirche in Halberstadt stattfinden, wird die Klage um die unter der Pandemie Leidenden sowie die Sorge um den gesellschaftlichen Frieden vor Gott gebracht.
In der Andacht am Montag, 7. Februar um 19:30 Uhr, hat sich Jutta Dick von der Moses Mendelssohn Akademie Halberstadt mit dem unerträglichen Missbrauch der „Judensterne“ auseinandergesetzt.


Der Zwang für Juden, den gelben Stern zu tragen, wurde im September 1941 im Deutschen Reich sowie in den von den Deutschen besetzten Gebieten eingeführt. Zielsetzung war, Juden erkennbar zu machen, um sie auszugrenzen und um sie gleichermaßen leichter registrieren zu können. Zu diesem Zeitpunkt, also im Sommer 1941, bedeutete dies die systematische Vorbereitung auf Deportation und Massenermordung.

 
Der Stern mit dem die hebräische Schrift nachäffenden Wort „Jude“ in der Mitte wurde auf Stoffbahnen gedruckt und als Meterware verkauft. Der Stern musste ausgeschnitten und dann fest auf die Kleidungsstücke genäht werden. Er musste gut sichtbar sein.


Schon im Mittelalter konnten Herrscher Juden – und auch Moslems – verpflichten, ein sie kennzeichnendes Merkmal zu tragen. Das waren z. B. gelbe Judenringe, die ebenfalls auf der Kleidung angebracht wurden, oder Judenhüte. Ihre spezifische Form machte es gerade in bildhaften Darstellungen möglich, Juden erkennbar zu machen. Solche Darstellungen finden sich z. B. in den Fenstern des Halberstädter Doms.

 
Der Judenstern in der Zeit des Nationalsozialismus oder die mittelalterlichen Kennzeichnungen waren von den Herrschenden aufgezwungen, um eine religiöse Minderheit erkennbar zu machen. Das Tragen von gefakten Judensternen, weil man sich wie ein Jude in der Zeit des Nationalsozialismus fühlt, ist die Pervertierung einer solchen Machtstruktur.


Professor Dr. Joachim Schiemann
Jutta Dick

"Judenstern"