Alle Menschen mit gleicher Würde

19. Jan 2024

Noch kreisen die unmenschlichen Pläne in geheimen Zirkeln. Was aber erwartet Jesus von uns, wenn die Partei in Regierungsverantwortung gewählt wird?

Der Wecker meines Sohnes hat drei Eskalationsstufen: Erst weckt er mit einem Piepton. Fünf Minuten später schaltet er Musik ein. Ist der Junge dann immer noch nicht auf, wird nach weiteren fünf Minuten die Musik durch aktuelle Meldungen ersetzt. Spätestens dann steht er auf, denn: „Das hält doch kein Mensch aus, nur schlimme Nachrichten.“
Auch ich mag die Nachrichten manchmal gar nicht mehr hören. An den Krieg in der Ukraine haben wir uns fast gewöhnt, was nicht gut ist, denn es sterben weiterhin Menschen. Dann kam der 7. Oktober und das barbarische Morden der Hamas in israelischen Dörfern und auf einem Musik-festival. Seitdem als Reaktion darauf der Versuch Israels, diesen Terrorismus aus der Welt zu schaffen. Nun ist auch in Gaza so viel zerstört und es sind so viele Menschen tot, täglich sterben weitere. Jede und jeder einzelne ist zu beklagen, egal auf welcher Seite. Dazu die vielen, die in Geiselhaft gefangen gehalten werden, mehr als 100 Tage schon.
Als wären das nicht Sorgen genug, gibt es weitere schlimme Nachrichten: In den USA will erneut der Mann Präsident werden, der das Lügen zum Mittel seiner Politik macht. Und bei uns in Deutschland wird ernsthaft über die massenhafte Vertreibung von Menschen mit Migrationshintergrund nachgedacht. Noch kreisen solche unmenschlichen Pläne in geheimen Zirkeln. Was aber haben wir zu erwarten, wenn die dazugehörige Partei in Regierungsverantwortung gewählt wird?
Als Christen schauen wir auf Jesus und folgen seinem Beispiel. An ihm lernen wir: Jeder Mensch besitzt die gleiche Würde, ohne Ausnahme. Daraus folgt unser Einsatz für die Schwächeren, für Weltoffenheit statt Nationalismus, für Menschlichkeit statt Fremdenhass, für Frieden statt Gewalt.
Möglicherweise aber erwartet Jesus dann bald noch mehr von uns. Dann gilt es, nicht nur die Wunden derer zu verbinden, die „unters Rad gekommen“ sind. Das Bild vom Rad, unter das Menschen geraten, wählte der Theologe Dietrich Bonhoeffer in seinem Widerstand gegen die Politik des Nationalsozialismus. Er forderte, dass Kirche sich in eine menschenverachtende Politik einmischen muss: Einem solchen Rad müsse man in die Speichen fallen.
Ich hoffe, wir verschlafen die entscheidende Eskalationsstufe nicht.

Jürgen Schilling