Pessimismus ist auch nicht realistisch
12. Apr 2024
Wir Menschen neigen dazu in unserer augenblicklichen Lebenslage aufzugehen: ist uns etwas misslungen sieht die ganze Zukunft düster aus.
Dieser Frühling kommt früh! Das Erdreich ist voller Wasser und es ist warm. Schon jetzt ist alles grün und viele Pflanzen blühen. Da fällt es leicht zu glauben, dass dies ein guter Sommer und ein gutes Jahr werden wird.
Sonntag, der 14- April, steht unter dem biblischen Vers „Die Erde ist voll der Güte des Herrn“ aus dem 33. Psalm. Dieser ist ein Loblied auf Gottes Macht und Hilfe. Vielleicht wurde er gedichtet in einem warmen Frühling wie diesem? Vielleicht wurde er auch gedichtet nach einem großen Erfolg, einer reichen Ernte oder der Geburt eines Kindes? Wir wissen es nicht. Aber auf jeden Fall wurde und wird er gesungen und gebetet in allen möglichen Lebenslagen: im Krieg, an reichlich gedeckten Tischen, in Misserfolgen, angesichts des Todes, bei glücklichen Hochzeitsfesten und großen beruflichen Erfolgen.
Wir Menschen neigen dazu in unserer augenblicklichen Lebenslage aufzugehen: ist uns etwas misslungen sieht die ganze Zukunft düster aus. Nach einem Erfolg erwarten wir leicht goldene Zeiten. Im Augenblick überwiegt das Erste. Ich nehme einen großen Pessimismus in der Gesellschaft wahr, was Politik, Wirtschaft und Sport betrifft.
Trotzdem wird am 14. April in den Kirchen der Vers gehört „Die Erde ist voll der Güte des Herrn!“. Und das ist gut so, denn Pessimismus ist auch nicht realistisch. Es kommen auch wieder bessere Zeiten. Keine Dürre wärt ewig, kein Winter, kein Krieg, keine Ungerechtigkeit. Irgendwann wird´s wieder besser.
Wahr ist allerdings: ein Paradies wird unsere Erde nie werden. Und doch ist sie voll der Güte des Herrn. Ich bin neulich im Krankenhaus Aufzug gefahren. Neben mir stand ein alter Mann, vermutlich am Ende seines Lebens. Auf der ersten Etage hielt der Aufzug, dort ist die Entbindungsstation und eine Mutter mit ihrem Neugeborenen stieg ein. So ist das: Das Leben endet und es beginnt neu. Und ich glaube, dass am Ende, ganz zum Schluss alles gut sein wird bei Gott.
Steffen Weusten
Pfarrer Steffen Weusten
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