Richtig krachen lassen

30. Dez 2022

„Wir gehen dahin und wandern / von einem Jahr zum andern / wir leben und gedeihen / vom alten bis zum neuen“

– so heißt es in einem Lied von Paul Gerhardt zum Jahreswechsel aus dem Jahr 1653. Eine ruhige, getragene Melodie; ein Text, der in seinem Verlauf Angst und Schrecken sowie Krisen und Konflikte nicht verschweigt und die Hoffnung betont, Gott möge im neuen Jahr unser Leben beschützen…

Im Kontrast zu dem ruhigen Lied steht der Brauch, das alte Jahr mit Böllern und Raketen in der Silvesternacht zu verabschieden. In alten Zeiten dienten das Lärmschlagen und Krachmachen zur Vertreibung böser Geister. Die Germanen benutzten dazu Rasseln, Peitschen und Dreschflegel. Im Mittelalter und später waren es Kirchengeläut, Pauken und Trompeten. Mit der Verbreitung des Schwarzpulvers kam das Schießen mit Böllern und Gewehren auf. Heute sind es nicht nur Böller, sondern auch Raketen, die mit ihrem Lärm das Jahresende anzeigen und das neue Jahr begrüßen. Die wunderschönen Lichter und bunten Bilder am Himmel begeistern große wie kleine Menschen.

Nachdem es in den letzten beiden Jahren aufgrund der Pandemie starke Einschränkungen gab, steht dem lärmenden Spaß, bis auf besondere Regelungen in einigen Städten in diesem Jahr, nichts im Wege. Trotz der Brand- und Verletzungsgefahr, trotz der Belastung für Tiere und Umwelt werden es viele heute mal wieder richtig krachen lassen.

Ich werde dieses Jahr darauf verzichten. Stattdessen werde ich dem Glockengeläut unserer Kirche um Mitternacht zuhören und dabei an die Worte Paul Gerhardts denken: „Nun lasst uns gehen und treten / mit Singen und mit Beten / zum Herrn, der unserm Leben / bis hierher Kraft gegeben…“

Wie auch immer Sie Silvester heute begehen – ich wünsche Ihnen ein gesegnetes neues Jahr und den guten Geist Gottes, uns alle zu beschützen und zu bewahren.


Roseli Arendt-Wolff

Pfarrerin Arendt-Wolff

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