Verheißung für alle Menschen

17. Dez 2021

Es wird nicht dunkel bleiben, was jetzt vielleicht sinnlos erscheint, wird einen neuen Sinn bekommen.

Selten gibt es so viele Lichter um uns herum wie zur Weihnachtszeit – Lichterketten in den Geschäften und Straßen und Vorgärten – zum Teil schon seit vielen Wochen – Weihnachten ist auch ein Lichterfest.

Wie so vieles Schöne birgt der weihnachtliche Glanz eine Gefahr, er kann die Sicht nehmen.

Im Theater gibt es einen alten Trick: Wenn die Zuschauer nicht sehen sollen, was auf der dunklen Bühne geschieht, dann werden um die Bühne herum ganz viele kleine Lichter eingeschaltet. Das sieht gut aus, blendet jedoch so, dass nicht mehr zu sehen ist, was da im Hintergrund geschieht.

Es kann zum Problem werden, wenn Lichterglanz darüber hinwegtäuscht, was verborgen bleibt; wenn Menschen, die im Dunkeln leben, nicht mehr gesehen werden. Und es gibt diese Menschen.

Wer allein ist – zerstritten mit sich und der Welt – ohne Angehörige – ohne Hoffnung vielleicht – voller Angst vor einer Krankheit, dem Sterben oder dem Tod – es gibt vieles, was das Leben dunkel machen kann.

Deshalb möchte ich bei all den Lichtern um uns herum bitten: Lassen Sie sich nicht blenden. Sehen Sie genau hin, damit Sie nicht die übersehen, die im Dunkel leben. Treten Sie einen Schritt näher heran, damit sie sich nicht so allein fühlen und geben Sie die alte biblische Verheißung weiter, die zum Christfest gehört:
Das Volk, das im Finstern wandelt sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finsteren Tal scheint es hell. (Jesaja 9; 1)

Diese Verheißung meint alle Menschen, auch diejenigen die meinen, in ihrem Leben wird es nie wieder hell:
Es wird nicht dunkel bleiben, was jetzt vielleicht sinnlos erscheint, wird einen neuen Sinn bekommen. Weihnachten erinnert uns jedes Jahr aufs Neue: Gott hält sein Versprechen – er kommt als Mensch zu uns Menschen – damit wir menschlicher werden und menschlicher umgehen mit uns und mit anderen.

Uns allen wünsche ich, dass in dieser Adventszeit unsere Seelen berührbar bleiben, Freude und Trost finden im Glauben und Freude und Trost weitergeben können.


Ursula Meckel