„Zwei verschiedene Socken“

22. Mär 2024

Heute Morgen habe ich unserer Tochter zwei verschiedene Socken angezogen, einen rosaroten und einen blauen. So verschieden bestrumpft geht sie nun heute durch den Tag.

Und das mit voller Absicht. Denn heute am Frühlingsanfang, da ich diese Andacht schreibe, ist der Welt-Down-Syndrom-Tag. Vor über 10 Jahren hatte eine Down-Syndrom-Gruppe aus dem Libanon die Idee zu einem bunten Sockentag. Alle Kinder im Kindergarten unserer Tochter werden heute mit unterschiedlichen Socken ankommen, um etwas deutlich zu machen: So verschieden wie unsere Socken sind auch wir Menschen. Diese Verschiedenheit ist ein Reichtum. Und jeder Mensch ist gleichermaßen unendlich wertvoll, auch wenn er, wie beim Down-Syndrom ein etwas verändertes Erbgut hat.

Der Spanier Pablo Pineda hat auch das Down-Syndrom. Offiziell gilt er damit als Mensch mit einer Behinderung. Leider, so klagt er, behandeln „normale“ Menschen jemanden mit Down-Syndrom oft wie ein kleines Kind und trauen ihm nichts zu. Und doch ist er der erste Europäer mit Down-Syndrom, der ein Hochschulstudium abgeschlossen hat. Über sein Anderssein sagt er: „Es ist keine Krankheit! Es ist eine Kondition, ein Zustand. So wie der eine blond ist, habe ich eben das Down-Syndrom.“

Beim Verschiedene-Socken-Tag im Kindergarten geht es darum, diese Verschiedenheit sichtbar zu machen. Die Menschheit ist nicht homogen und uniform. Doch diese Verschiedenheit und gerade die Einschränkungen, die ein Mensch mit einer Behinderung hat, werden von der Gesellschaft meist nicht gesehen. Solche Menschen tauchen selten im Stadtbild auf. Und 90% der Kinder mit Down-Syndrom werden abgetrieben.

Gestern waren die Wernigeröder Konfirmanden im „Guten Hirten“. Das ist eine Einrichtung der Diakonie, wo Menschen mit verschiedensten Behinderungen leben. Die Konfis haben mit ihnen gebastelt, Crepes gebacken und gesehen, wie sie leben, arbeiten und ihren Alltag meistern. Für die Konfis waren dies beeindruckende Begegnungen. Sie waren überrascht, wie individuell und verschieden die Menschen hier leben können, ihren Hobbies nachgehen, ihre Persönlichkeit leben. 

Pablo Pineda ist überzeugt: „Wenn alle gleich sind, sind wir um vieles ärmer. Auch Blumen sind verschieden, und alle sind schön.“

Einen Blick für den Reichtum der Verschiedenheit
wünscht
Frank Freudenberg