Was mir Hoffnung macht

15. Mär 2024

Drei Erlebnisse, die mir Hoffnung machen: Dass nichts so bleiben muss, wie es schon immer war. Dass sich neue Wege öffnen, wo man gerade in einer Sackgasse steckt. Dass es ganz anders werden könnte.

Die blaue Stunde neigt sich ihrem Ende. Die Betriebsamkeit des Tages geht allmählich über in die Ruhe des Abends. Die Menschentraube vorm Rathaus wird immer größer. Viele halten in der einen Hand einen Liedzettel, in der anderen eine Kerze. Andere haben sich selbst oder den Kinderwagen mit Lichterketten geschmückt. Was die Menschen verbindet: Ihre Sehnsucht nach Frieden – in der großen weiten Welt und hier in unserer Gegend. Friedenslieder werden angestimmt. Manche werden zaghaft mitgesungen, andere voller Leidenschaft. So ruhig, wie sie gekommen waren, gehen die Menschen im Anschluss wieder ihres Weges. Mit einer Friedensbitte auf den Lippen und Hoffnung im Herzen.

In einem langen Trauerzug sind wir gerade von der Kirche zum Friedhof gezogen. Jetzt stehen wir an ihrem Grab, nehmen Abschied. Tränen glitzern in der Sonne auf vielen Wangen. Eine andächtige Stille liegt über den Trauernden. Von Zeit zu Zeit wird sie von Kinderlachen unterbrochen. Denen dauert das alles zu lange. Sie erobern den Friedhof, tollen zwischen den Bäumen. Die Erwachsenen lassen sie machen, der Verstorbenen hätte es gefallen. Unter die Schwere der Trauer mischt sich die Leichtigkeit der Kinder. Über viele tränenbenetzte Gesichter huscht ein leichtes Lächeln.

Dort, wo früher mal weitere Plattenbauten standen, wächst heute Gras drüber. Einige Platten stehen noch. Vor manchen Hauseingängen stehen die Erwachsenen, teilen ihre Alltagsgeschichten. Aus der Ferne der Innenstadt wirkt die Plattenbausiedlung wie ein trostloser Ort. Man bleibt unter sich. Kommt man aber näher, entdeckt man einen bunten Bauwagen. Diakonie und Kirchengemeinde haben ihn hierhergebracht. Viele Kinder spielen daneben. Andere erledigen noch schnell ihre Hausaufgaben. Den Erwachsenen erzählen sie von ihren Berufswünschen: Fußballer, Ärztin oder Lehrer wollen sie werden. Und die Erwachsenen hören ihnen zu, verkneifen sich altkluge Sprüche. Die Erfahrung sagt, dass das schwer wird. Aber: Wer weiß schon, ob es für die Kinder nicht doch anders kommt, als man denkt? Die Hoffnung hält sich wacker.

Drei Erlebnisse von vielen, die mir Hoffnung machen: Dass nichts so bleiben muss, wie es schon immer war. Dass sich neue Wege öffnen, wo man gerade in einer Sackgasse steckt. Dass es ganz anders werden könnte. Und je mehr mir andere von ihrer Hoffnung erzählen, desto fester wird meine eigene. Deshalb: „Seid jederzeit bereit, Rechenschaft abzulegen über die Hoffnung, von der ihr erfüllt seid.“ (1. Petrusbrief Kapitel 3, Vers 15)

Saskia Lieske

Dr. Saskia Lieske

Kontakt

Pfarrerin Dr. Saskia Lieske
Hubertusstraße 2
06502 Thale