23. Dez 2012
... zum Heiligen Abend von Pfarrer Martin Gentz, Quedlinburg
Die Geburt Jesu (Lukas 2, 1-20)
Du brauchst nur zu rühren an diese Geschichte – es ist eine unglaubliche Geschichte – die Geburt Jesu.
Nicht der Kaiser, sondern dies Kind. Kein königlicher Palast, sondern der Stall. Nicht die Würdenträger des Landes, sondern die Hirten. Nicht die Macht der Menschen, sondern ein Gott, der in der Liebe mächtig ist. Nicht Gewalt, sondern Friede. Nichts Riesiges, sondern ein Winzling – mein Gott.
Die Welt wird auf den Kopf gestellt. Alle Maße werden verändert. Da wird alles umgewälzt. Keine Idylle. Eher eine stille Revolution.
Und das mit diesen Bildern: Maria mit dem Kinde, die erschrockenen Hirten auf dem Felde, das Blöken der Schafe – und ein ferner Kaiser, der schläft und nicht weiß, dass dieses Kind sein Kaiserreich zerbrechen wird. Es ist eine unglaubliche Geschichte - immer noch. Gott reißt den Himmel auf und wir müssen seinen Willen von diesem Kind her denken.
Es ist auch eine Geschichte über uns, die diese wundersame Geburt begleitet:
Genau wie damals hegen wir manchmal Groll gegen die uns Regierenden. Genau wie damals möchten wir es um uns herum lieber gemütlich haben. Genau wie damals würden wir nicht den einfachsten Leuten glauben, sondern eher den Experten. Insofern ist es nicht nur eine Geschichte für uns, sondern gleichzeitig auch über uns.
Ganz oft setzen wir auf das Recht des Stärkeren. Lassen uns von Machtfülle und militärischer Präsens beeindrucken. Aber –Gott setzt mit der Geburt dieses Kindes ein Zeichen: An einem Kind werden alle merken, wie anders alles ist. Bei so einem Neugeborenen, da denkt keiner an einen Feind. Das Kind hat keine Waffen oder eine Armee bei sich. Kein Mensch würde Angst vor ihm haben. Jeder würde es gerne streicheln, liebhaben, umsorgen und wärmen … . Gott setzt darauf, dass seine ganze Liebe zu uns Menschen in der Geburt dieses Kindes aufstrahlt. Glauben wir’s?
Martin Gentz, Pfarrer im Evangelischen Kirchspiel Quedlinburg
Fotos: Kirchenkreis Halberstadt