Christus kommt in unsere verletzte Welt

22. Dez 2024

Wort von Superintendent Jürgen Schilling zu den Ereignissen in Magdeburg am 20. Dezember

Auch wir in den Kirchengemeinden im Harz, im Harzvorland und in der Börde sind geschockt. Wir sind fassungslos und tieftraurig über die Amokfahrt am Freitagabend auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt. Wir denken an die Toten, die Verletzten, die vielen, die jetzt traumatisiert sind. Wir sind dankbar für die vielen Helferinnen und Helfer. Ich denke auch an den Täter.

Als am Samstagabend um 19 Uhr die Glocken aller Kirchen in Magdeburg läuteten, läuteten auch die Glocken in vielen Orten unseres Kirchenkreises. Als Zeichen der Verbundenheit.

Auch in den Gottesdiensten am heutigen Vierten Advent haben wir es Gott geklagt: Es sind Menschen tot, es sind Menschen verletzt. Schlimm ist das alles. Traurig macht es.

So ein Anschlag erschreckt uns. Er lehrt uns unsere Ohnmacht. Und er lehrt uns, was in unserer Macht steht.
Neben all der Trauer reagieren die meisten eindrucksvoll. Da ist viel ehrliche Anteilnahme. Da fehlt der Reflex, sich auf den Schuldigen zu stürzen. Da ist Stille. Da ist Gemeinschaft. Da ist Verbundenheit.

Da ist auch ein trotziger Wille, solchen Gewalttätern nicht auch noch den Triumph zu gönnen, unter uns Hass zu säen.

Und da ist die feste Überzeugung, dass pauschale Vorwürfe uns nicht weiterbringen.

Leider betreiben Menschen, die nicht den gesellschaftlichen Frieden im Sinn haben, bereits zahlreiche unsägliche Desinformation. Schon kam es zu rassistischen Anfeindungen gegenüber am Anschlag völlig Unbeteiligten.

Aber es ist ein einzelner Mensch, der diese mörderische Tat beging. Schlimm genug. Schlimmer wird es, wenn wir von ihm auf andere Menschen schließen: die Muslime, die Ausländer. Auch nicht: Da sieht man‘s, die AfD, sie sät Hass. – Nein. Das alles hilft uns nicht.

Was hilft uns?

Wir brauchen Zusammenhalt, Solidarität. Wir brauchen Mitgefühl. Wir brauchen Liebe.

Helfen können uns dabei unsere Advents- und Weihnachtslieder: „Komm, o mein Heiland Jesu Christ, meins Herzens Tür dir offen ist. Ach zieh mit deiner Gnade ein…“ (EG 1,5)

Und die Botschaft der Heiligen Nacht: „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht. Denn jeder Stiefel, der mit Gedröhn dahergeht, und jeder Mantel, durch Blut geschleift, wird verbrannt und vom Feuer verzehrt. Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende. (Jes 9,1.4-6)

Wir gehen auf Weihnachten zu. Christus kommt! Christus kommt in unsere verletzte Welt.

Ihr Jürgen Schilling, am Sonntag Vierter Advent