Wechsel mit Anregung

12. Jan 2022

Mitteldeutsche Zeitung / Quedlinburg,  12. Januar 2022

Zwei „P“ fallen ab 1. März für Professor Dr. Christoph Goos weg, dafür kommt ein neuer Titel dazu: Oberlandeskirchenrat. Neben Professor, Prodekan und Patenonkel ist er seit 6. Juni 2020, dem Tag, als die Kreissynode des Kirchenkreises Halberstadt ihn wählte, deren Präses. Dieses „P“ fällt für den Professor für Öffentliches Recht künftig ebenso fort wie das des Prodekans des Fachbereichs Verwaltungswissenschaften der Hochschule Harz. Hat doch die Landessynode der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig ihn bei nur einer Gegenstimme und einer Enthaltung zum neuen Leiter der Rechtsabteilung der Braunschweigischen Landeskirche gewählt.

Als Oberlandeskirchenrat gehört er zum Kollegium des Landeskirchenamtes, eines der dortigen vier Leitungsorgane. Goos weiß, er wechselt in einer spannenden Zeit in die recht kleine Landeskirche. „Ich freue mich, im Projekt Lebendige Kirche 2030 den Wandel juristisch mitgestalten zu können.“ „Wie stellt sich eine Kirche auf, in der in den kommenden acht Jahren nicht nur die Hälfte der Pfarrerinnen und Pfarrer in den Ruhestand treten, sondern auch Gemeindeglieder abhanden kommen?“ Da sei er als Kirchenjurist gefragt, wenn neue Gemeindemodell entstehen und Zusammenschlüsse nötig werden. „Gott segnet unser Tun, aber auch das Lassen“, betont Goos. Das Lassen falle noch zu schwer. Kirche verliere mitnichten an Bedeutung, weil sie weniger werde und machen könne. „Wir schauen hin, wo andere wegschauen, helfen, wo andere es nicht tun.“

So wechselt er nun in die „Westkirche“, die mit ihren Kirchgemeinden rund um Blankenburg in den Ostharz hineinreicht. In die Gegenrichtung hatte im September Oberlandeskirchenrat Jan Lemke den Dienstsitz in Wolfenbüttel verlassen, der neuer Präsident des Landeskirchenamtes der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland ist. Bereits im Vorfeld seiner Wahl hatte sich herauskristallisiert, dass der 47jährige Goos, der Jura in Heidelberg studierte und in Bonn mit seiner Doktorarbeit über den Menschenwürdebegriff promoviert wurde, der ideale Kandidat ist. Das liegt nicht allein an dessen profunden Kenntnissen des Kirchenrechtes. Er bringt 20 Jahre Wissenschaft mit, aber dazu auch Erfahrungen in der Personalgewinnung. „Freunde rieten nachdrücklich, mir das zuzutrauen“, sagt er bei seiner Kandidatenkür.

Abgesehen davon, dass im Braunschweigischen die Wege kürzer seien, entferne er sich gar nicht so weit vom bisherigen Tun. Er stammt nicht nur aus einem badischen Pfarrhaus, sondern auch seine Partnerin ist Pfarrerin. „Ich bin ja seit dem Studium immer in der Spur des Kirchenrechtes gewandelt.“ Prof. Dr. Christoph Goos versichert, dass er trotz seines anstehenden Umzugs nach Wolfenbüttel Halberstadt vielfältig verbunden bleiben wird. Im Dom St. Stephanus und St. Sixtus vor seiner Noch-Hochschultür spielt der C-Kirchenmusiker weiter begeistert Orgel, auch vom Christlichen Hochschulbeirat will er sich nicht verabschieden. „So etwas gibt es in der Braunschweigischen Landeskirche nicht. Da bringe ich schon eine Anregung dorthin mit.“

Uwe Kraus