Lichtermeer auf dem Domplatz

27. Feb 2022

Dreißig Minuten können lang sein.

Für Sonntagabend, 27. Februar 2022, hatte ein breites Bündnis von Bürgerinnen und Bürgern des Harzkreises dazu aufgerufen, 411 Kerzen auf dem Domplatz in Halberstadt zu entzünden. Unter der Überschrift „Yes, we care – Wir gedenken der Corona-Toten und bleiben solidarisch“ sollte jede einzelne Kerze für einen der Menschen stehen, die seit Beginn der Corona-Pandemie im Landkreis Harz verstorben sind. Zugleich war es ein Zeichen dafür, dass das gesellschaftliche Miteinander weiterhin von der Sorge um jene getragen sein müsse, die eines besonderen Schutzes bedürfen.

Etwa 250 Menschen aus Halberstadt und Quedlinburg, aus Blankenburg und Wernigerode kamen zusammen. Das Lichtermeer wuchs von der Mitte des Domplatzes ausgehend nach Osten und Westen. Als die Domuhr Sieben schlug, verstummten die Gespräche. Die Anwesenden harrten am Lichtermeer aus. Die große Zahl der Lichter beeindruckte. Die Stille berührte. Jede und jeder ging eigenen Gedanken nach. Viele beteten. Die Stille war gefüllt vom Gedenken an die Verstorbenen. Von der Sorge um den gesellschaftlichen Frieden. Vom Gedanken daran, dass das Leben ein wunderbares Geschenk ist.

Dreißig Minuten sind eine lange Zeit. Wer sie dazu nutzte, die Lichter zu zählen, kam auf mehr als 411 Kerzen. In der Mitte des Platzes hatte jemand blaue und gelbe Kerzen aufgestellt, eng beieinander stehend. Offenbar waren die Nachrichten aus der Ukraine für mehrere der Gekommenen Anlass, zusätzliche Kerzen aufzustellen. So wurde die Halberstädter Aktion auch zu einem Zeichen gegen den Krieg und für Frieden.

Nach dem Glockenschlag um 19.30 Uhr wurden die Kerzen ausgeblasen. Nach und nach erfüllte Gemurmel wieder den Domplatz. Und alle, die an diesem Abend gekommen waren, gingen mit dem Gefühl: Diese dreißig Minuten waren sehr wichtig.

Jürgen Schilling


Siehe auch https://www.kirchenkreis-halberstadt.de/kk/meldungen/nachrichten/2022/Lichtermeer-auf-dem-Halberstaedter-Domplatz.php


Fotos: Denny Behrendt, Joachim Schiemann, Jürgen Schilling, Ulrich Schrader