Demokratie offensiv verteidigen

16. Feb 2022

Das Presbyterium der Liebfrauengemeinde Halberstadt verurteilt die unerträgliche Verletzung des gesellschaftlichen Friedens durch den Aufzug von Gegnern der Corona-Politik vor dem Privathaus des Halberstädter Oberbürgermeisters. Wir erklären uns solidarisch mit unserem Oberbürgermeister Daniel Szarata und seiner Familie, die Mitglied unserer Gemeinde ist. Wir hoffen, dass dieser Tabubruch den Mitläufern der montäglichen „Spaziergänge“ endlich die Augen öffnet, dass sie von der rechtsextremen Gruppe „Harzrevolte“ missbraucht werden, der es im Kern um die Abschaffung der Demokratie als Staatsform geht.

„Wenn ein Wahnsinniger mit dem Auto durch die Straßen rast, kann ich als Pastor, der anwesend ist, nicht nur die Überfahrenen trösten oder beerdigen, sondern ich muss dazwischenspringen und ihn stoppen.“ (Dietrich Bonhoeffer)

Als Christen liegt es uns fern, jemanden auszugrenzen, aber in der aktuellen Situation wollen wir Position beziehen. Mit dem Banner vor unserer Liebfrauenkirche, dem Glockenläuten montags um 19:15 Uhr und der anschließenden Andacht um 19:30 Uhr setzen wir ein Zeichen für den Zusammenhalt und für unser Festhalten an der Solidarität mit all jenen, die eines besonderen Schutzes bedürfen. Und weiterhin bringen wir in den Andachten die Klage um die unter der Pandemie Leidenden sowie die Sorge um den gesellschaftlichen Frieden vor Gott.

Als Christen fordern wir dazu auf, unsere Demokratie mit all ihren Nachteilen offensiv zu verteidigen und die Zuschauermentalität in der Mitte der Gesellschaft zu überwinden. Wir müssen die politischen Zuschauer motivieren, selbst Akteure zu werden. Unsere Demokratie bedarf der Unterstützung durch uns alle – durch die Zivilgesellschaft.

Im Namen des Presbyteriums der Liebfrauengemeinde Halberstadt
Prof. Dr. Joachim Schiemann