Mit neuen Aufgaben wachsen.

07. Mai 2021

Ein Beitrag aus der VOLKSSTIMME

In der Verbandsgemeinde Vorharz rücken jetzt auch die Evangelischen Gemeinden zusammen. Nach dem altersbedingten Ausscheiden von Pfarrerin Gudrun Schlegel und einer Vakanz-Vertretung durch Pfarrer i.R. Michael Eggert im Kirchspiel Bode-Selke-Aue wurde der Pfarrbereich Wegeleben durch Beschluss der Kreissynode neu geordnet. Die Gemeindekirchenräte haben sich einstimmig für Pfarrerin Susanne Entschel als gemeinsame Ansprechpartnerin ausgesprochen.

Nach Studium, Vikariat, Australien-Einsatz zum Entsendungsdienst nach Wegeleben:
Die 33-jährige Susanne Entschel ist im Berufsleben und offensichtlich auch privat in der Vorharz-Region gut angekommen. Mit Bravour meisterte sie das Theologie-Examen und das praktische Vikariat. An einem höchst historischen Ort, in der Stadtkirche zu Wittenberg, erfolgte ihre Ordination, womit das Recht der sogenannten öffentlichen Wortverkündung und Sakramentsverwaltung verbunden ist.

Statt ihren Platz in einer neuen Gemeinde einzunehmen, hieß es für die junge Pfarrerin zunächst für zwölf Monate als Auslandsvikarin einen Arbeitsplatz in Australien zu übernehmen. In Melbourne unterstützte sie unter anderem zwei deutsche evangelisch-lutherische Gemeinden sowie ein deutsches Seniorenheim. „Die Zeit hat mich geprägt“, berichtet sie. Vor allem ehemalige deutsche Auswanderer hätten sich dort versammelt und einige Kontakte pflegt sie gern weiter.

Vor drei Jahren folgte von Australien aus ihre Bewerbung auf die freie Pfarrstelle in Wegeleben. Per Videokonferenz befragten sie die Mitglieder des Gemeindekirchenrates und dann gab es eine Zusage. „Hier in Wegeleben wurde ich gut aufgenommen, viele Aktive haben mir geholfen“, resümiert sie. Beim Wandern, vor allem im Harz und im näheren Umfeld, habe sie die Gegend schon gut kennen und lieben gelernt. Auch privat hat sie einen guten Kontakt gefunden, der sie sicher noch fester an die Region binden wird. „Vor allem sind es die Menschen, die mich hier halten“. Viele würden sich in den Gemeinden einbringen, so wie Ralph-Rainer Wenske in Emersleben, Henning Blume in Groß Quenstedt oder die Familien Probst und Kerl in Wegeleben, um nur einige zu nennen. Hilfreich sei die Arbeit der beiden Gemeindepädagoginnen Brigitte Schattenberg und Jaqueline Manthey.

Gerade erst zu Ostern habe das Kirchspiel in Wegeleben eine gemeinsame, stimmungsvolle Osternacht erlebt. „Bei Dunkelheit wurde die Osterkerze hereingetragen und dann das Licht weitergegeben“. Anna Kerl habe mit ihrem Sologesang wesentlich dazu beigetragen. Auch die beiden jungen Organisten Silas Friese und Erik Deuerling seien ein Geschenk, denn ansonsten sei es nicht einfach, Orgelspieler zu gewinnen.

Aktuell bleibe es angesichts der Corona-Auflagen schwierig, ein gemeinsames Gemeindeleben zu gestalten. Außerdem dürfe im Gottesdienst nicht gesungen werden. In Harsleben ist eine Spendenaktion angelaufen, um mit Hilfe einer transportablen Orgel wieder für mehr Leben in der Kirche zu sorgen. Die Restaurierung der großen Orgel werde sicher noch eine ganze Weile dauern. Zu den erfolgreichen Aktionen in Harsleben gehörte die Sanierung des Kirchturms.

In Groß Quenstedt konnten neue Glocken installiert werden. Der Kirchturm erhielt neue Schallläden und jetzt soll der Eingangsbereich noch im Ehrenamt gepflastert werden. Für die Kirche in Wegeleben steht eine Sanierung des Kirchturms auf dem Plan. Hier gibt es schon seit längerem eine Sicherheits-Absperrung. In Emersleben sollen zwei der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Buntglasfenster wieder entstehen.

Auch im benachbarten Kirchspiel Bode-Selke-Aue dürften die Sanierungsaufgaben nicht kleiner sein. „Unsere Kirche ist ‚stein-reich‘, kann man sagen, aber das bedeutet auch viel Aufwand“, so Susanne Entschel. Für sie sind aber die Menschen das Wichtigste. Jetzt gehe es weiter an die regionale Zusammenarbeit. So gibt es bereits eine gemeinsame Konfirmandenarbeit, wenn auch der Unterricht momentan nur online erfolgen kann. Pfingstsonntag soll es in Harsleben einen Konfirmations-Gottesdienst geben.

Durch Beschluss der Kreissynode Halberstadt wurde der Pfarrbereich Wegeleben ab 1. Mai neu geordnet. Für die gemeinsame Pfarrstelle mit den neuen Gemeinden Hausneindorf, Hedersleben, Heteborn und Wedderstedt musste ein Stelleninhaber gewählt werden. „Nachdem beide Gemeindekirchenräte auf eine Ausschreibung verzichtet hatten, stand nur Pfarrerin Entschel - bisher im Entsendungsdienst in Wegeleben - zur Wahl“, berichtet Ralph-Rainer Wenske, Vorsitzender des Gemeindekirchenrates des Kirchspiels Wegeleben. „In einer gemeinsamen Sitzung wurde sie am 28. April von den Gemeindekirchenräten beider Kirchspiele einstimmig gewählt“.

Das Ergebnis der Wahl wurde in den Sonntags-Gottesdiensten und auf andere ortsübliche Weise veröffentlicht. Gegen die Wahl kann jedes wahlberechtigte Gemeindeglied innerhalb von zwei Wochen schriftlich beim Superintendenten Einspruch einlegen. Dabei kann es Einwendungen gegen die Amts- und Lebensführung der Gewählten sowie die Verletzung von Verfahrensvorschriften geben. Bei Einsprüchen leitet der Superintendent die Unterlagen zur abschließenden Entscheidung an das Landeskirchenamt weiter.

Für Ralph-Rainer Wenske hat die jüngste Wahl zwei Seiten: „Auf der einen Seite freuen wir uns, dass Frau Entschel uns erhalten bleibt. Auf der anderen Seite kommen jetzt neue Anforderungen, denn sie allein kann nicht alle Gottesdienste in den Gemeinden allein absichern“. Zunächst versucht die Pfarrerin die aktuellen Gottesdienstpläne zu ordnen. „Ich will auch Schulungen anbieten, damit ehrenamtliche Helfer aus den Gemeinden bei den Gottesdiensten, z.B. bei den Lesungen noch besser beteiligt werden können“.

Für die praktische Unterstützung vor und nach den jeweiligen Gottesdiensten ist sie sehr dankbar. Susanne Entschel ist optimistisch, dass es mit Hilfe der Ehrenämter gelingt, das Gemeindeleben aufrecht zu erhalten. „Vor allem um die Kinder und Jugendlichen müssen wir uns kümmern“, betonte sie. Schließlich sei zu hoffen, dass mit dem Sommer auch in Sachen Corona Erleichterungen eintreten.

Dieter Kunze

Der Gottesdienst zur Einführung in die neue, erweiterte Pfarrstelle ist am Sonnabend, 12. Juni 2021, um 14 Uhr in der Kirche in Hedersleben.