Ausstellung "Diakonie und Moderne"

24. Apr 2019

Diakonissen-Mutterhaus Neuvandsburg in Elbingerode zeigt Ausstellung „Diakonie und Moderne“

Man spürt, Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff, ist nicht zum ersten Mal im Diakonissen-Mutterhaus Neuvandsburg in Elbingerode zu Gast. Er wirkt bestens aufgelegt bei der dortigen Eröffnung der Ausstellung „Diakonie und Moderne“ im Rahmen der Grand Tour der Moderne unter Schirmherrschaft von Staatsministerin Monika Grütters.
Haseloff weiß, wovon er redet. „Ich habe mir sogar schon die Umkleidekabinen im Schwimmbad angeschaut“, erzählt er launig im Kirchsaal, unter dem es sich eine Etage tiefer befindet. Der Ministerpräsident erkennt an, die Wurzeln der Bauhausbewegung stecken im Boden von Weimar, „aber die größte Bauhausdichte haben wir in Sachsen-Anhalt.“ Schnell fügt er hinzu: „Wer sich für Bauhauskultur interessiert, kommt an Elbingerode nicht vorbei.“ Das Diakonissen-Mutterhaus habe den Vorteil, lange eine verkannte Perle gewesen zu sein. „Darum hat man nicht wie anderswo so viel bis fast zur Unkenntlichkeit verändert.“ Alles wurde im Stahlskelettbau und drumherum über die Jahre hier gut gepflegt und in seiner Ursprünglichkeit erhalten.
Ab 1932 entstand im Oberharz ein seinerzeit hochmoderner Neubau für die damals wachsende Schwesternschaft, der noch heute ein Zentrum für evangelische Diakonie und Mission ist. „Auch in Zeiten, „in denen es keine überproportional nachgefragte Lebensform mehr ist“, wie Reiner Haseloff feststellt. Fast 150 Schwestern leben heute noch auf dem Gelände rund um das Diakonissen-Mutterhaus.
Oberin Kerstin Malycha erinnert an den Architekten des Hauses und hebt hervor, wie stolz die Elbingeröder Schwesternschaft auf das 1934 eingeweihte und bis heute gut erhaltene Gebäude ist. „Wir verstehen uns nicht als Museum in einem denkmalgeschützten Haus. Hier können Menschen Jesus Christus kennenlernen. Hier war nicht nur Godehard Schwethelm am Werk, sondern auch ein höherer Baumeister.“ Das Konzept vom Architekten Schwethelm ging auf: „bauen, so praktisch, so ästhetisch und so dauerhaft wie möglich“.
Pastor Reinhard Holmer bezieht sich auf das Urteil der Landeskonservatorin Ulrike Wendland, dass sich sein Arbeitsplatz „in einem der bedeutendsten Bauten der Moderne in der Bundesrepublik“ befinde. Die Exposition „Diakonie und Moderne“ eröffnet einen Außen- und einen Innenblick. Wem falle schon auf, dass es kaum Fallrohre gibt, und wenn, seien sie eigene Kunstwerke. „Perspektiven halte ich für ebenso wichtig wie all die Details“, sagt Holmer und verweist auf seine Bürotür, deren Maserung einen Jesus zeigt, auf Türen mit tieferer Bedeutung in ihren Formen, Glasfliesen und versteckte Schornsteige. Im „Raum der Stille“ stehe noch das echte Mobilar aus der Ära von Godehard Schwethelm, selbst die Garderobenhaken seien Unikate. „Hier erleben wir die mit Geist gefüllte Form.“

Uwe Kraus
HARZZEIT
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