05. Okt 2025
Vivaldis Gloria als Herzensprojekt – Musik, die Grenzen überwindet
Am 3. Oktober in Blankenburg und am 4. Oktober in Osterwieck durfte das Publikum zwei besondere Konzerterlebnisse erfahren – Nachmittage, die nicht nur musikalisch bewegten, sondern auch ein beeindruckendes Zeugnis lebendiger Gemeinschaft waren.
Im ersten Teil des Konzerts brillierten Michael Heinrich und Beatrix Lampadius gemeinsam mit dem Telemannkammerorchester Michaelstein: Michael Heinrich überzeugte mit strahlender Virtuosität in Georg Friedrich Händels Suite in D-Dur „Kleine Wassermusik“ für Trompete und Orchester. Beatrix Lampadius ließ im Oboenkonzert in B-Dur op. 7 Nr. 3 die reiche Ausdrucksvielfalt ihres Instruments erstrahlen. Das Orchester selbst zeigte in der Sinfonia in G RV 146 von Antonio Vivaldi seine gesamte musikalische Spannweite – ein Auftakt voller Leichtigkeit, Tiefe und Präzision.
Nach der Pause folgte der Höhepunkt des Nachmittags: Antonio Vivaldis Gloria RV 589 – ein Werk, das Herz und Seele gleichermaßen fordert wie berührt.
54 Sängerinnen und Sänger aus dem Blankenburger Konzertchor und der Osterwiecker Kantorei hatten sich zu einem Projektchor zusammengefunden, der über die Grenzen der Landeskirchen hinaus zusammengewachsen ist. Was beide verband, war mehr als der Notentext: Es war Hingabe, Gemeinschaftsgeist und der Glaube daran, dass Musik Brücken baut, wo Strukturen trennen.
Neun Monate lang wurde intensiv geprobt. Die Sängerinnen und Sänger trafen sich mitunter zweimal pro Woche: Blankenburger kamen zur Probe nach Osterwieck, Osterwiecker fuhren zur Blankenburger Chorprobe.
Ein besonderes Highlight war das gemeinsame Probenwochenende auf der Nordseeinsel Baltrum im September – ein Ort, an dem Gemeinschaft, Konzentration und Entspannung gleichermaßen Raum fanden.
Für einen Laienchor ist Vivaldis Gloria eine anspruchsvolle Herausforderung. Dass sie gemeistert wurde, ist nicht zuletzt dem Chorleiter Jonas Kraus (Blankenburg) zu verdanken. Mit unerschütterlicher Geduld, tiefem Vertrauen und inspirierendem Engagement führte er den Chor durch Höhen und Tiefen der Vorbereitungszeit. Auch in Momenten der Erschöpfung und Frustration gelang es ihm, Mut zu machen und das Ziel vor Augen zu halten: Musik, die berührt – Klänge, die mehr sind als schön.
Dieses Ziel wurde mehr als erreicht. Bei beiden Aufführungen sang sich der Projektchor mit einer berührenden Mischung aus Ausdruck und Herzblut in die Seelen der Zuhörerinnen und Zuhörer. Was erklang, war nicht nur ein Werk der Barockmusik, sondern eine Botschaft: Musik vermag das zu sagen, was Worte nicht fassen. Das Publikum reagierte überwältigt – mit minutenlangem Applaus, Standing Ovations und sichtbarer Rührung.
Was dieser Chor geschaffen hat, war mehr als ein Konzert. Es war ein gemeinsames Erleben des christlichen Auftrags: miteinander, füreinander, mit offenem Herzen und ehrlichem Einsatz. Gott schaut nicht auf Kirchensteuerlisten oder Haushaltspläne – sondern auf das, was gemeinsam aus Liebe und Überzeugung erschaffen wird. In diesen beiden Nachmittagen war dieser Geist spürbar – und wird noch lange nachklingen.
CUM SANCTO SPIRITU IN GLORIA DEI PATRIS. AMEN.
Text: Peggy Matzelt
Foto: Uwe Reuer
https://youtu.be/DwN2XVyCIiY?si=mdY2KMUo3ApBVUbK
https://youtu.be/82CYqdlgS9s?si=vW5dBBYztVeyEbSZ
