03. Jun 2012
Regionalgottesdienst zum 150. Geburtstag der Dardesheimer Kirche
Einen echten Dardesheimer hält auch Dauerregen nicht vom Feiern ab. Und so konnte Gemeindekirchenratsvorsitzende Heidrun Blenke nicht nur Besucher aus Dardesheim, sondern viele Gäste und Gemeindeglieder der Region Nord zu einem festlichen Gottesdienst anlässlich des 150. Kirchjubiläums begrüßen. Dass sie selber es ist, die sich seit vielen Jahren um die Gemeinde und die Kirche kümmert und sogar das heimische Wohnzimmer deshalb in ein Büro umfunktioniert hat, verriet Frau Stoyan der Gemeinde, die sich mit lang anhaltendem Applaus für die großartige Organisation des Festes bedankte.
Die Geistlichen der Region Nord übernahmen mit Bruder Petrus von der Huysburg den Gottesdienst, der musikalisch vom Männerchor sowie Kantorin Kirsten Eichner, Orgel und Pfarrer Stephan Eichner, Trompete, gestaltet wurde.
Dieser Tag ist der Auftakt zu einer ganzen Festwoche, denn ein echter Dardesheimer feiert nicht nur bei Regen, sondern mindestens sieben Tage.
Superintendentin Angelika Zädow wünschte der Gemeinde, dass sie ausstrahlend und begeisternd für die Sache des Glaubens sein möge.
Predigt der Superintendentin im Festgottesdienst
Liebe Gemeinde,
heute feiern wir hier in Dardesheim nicht nur das 150ste Jubiläum dieser Kirche, sondern auch den Sonntag Trinitatis, also das Fest des Dreieinigen Gottes.
„Dreieinig“ – schwieriges Wort - viele haben versucht, das zu verstehen, und bis heute hält sich hartnäckig die Meinung, die Christen hätten vielleicht doch in Wirklichkeit nicht einen, sondern drei Götter: nämlich Gott, Christus und den Heiligen Geist. Seit dem 4.Jahrhundert versuchen Theologen in vielen Diskussionen immer wieder, mit diesem Missverständnis aufzuräumen und Formulierungen zu finden, die das Wort „dreieinig“ erklären. Mit mehr oder weniger Erfolg.
Das Neue Testament kennt solche theologisch-theoretischen Fragen nicht. Ganz selbstverständlich wird von Gott, dem Schöpfer der Welt, Jesus Christus, der Menschen von Not, Schuld und Last befreit und vom Heiligen Geist, der Mut macht und zu neuen Aufbrüchen bewegt, erzählt.
Die Menschen zur Zeit der ersten Gemeinden waren mehr an dem Wirken des dreieinigen Gottes interessiert als daran, ihn in allem „erklären“ zu wollen. Und wenn ich richtig sehe, dann ist das auch der richtige Zugang.
Denn Gott „erklären“ zu wollen, halte ich für mindestens sportlich, wenn nicht gar vermessen. Die Erschaffung der Welt, die ja – gemessen an der Weite und Größe des Universums - nur ein klitzekleiner Teil ist, bleibt ein Geheimnis, die unendliche Güte Jesu, der Freund und Feind gleichermaßen liebte, bleibt ein Geheimnis, der Heilige Geist, der Menschen ergreift und zu erstaunlichen Dingen befähigt, bleibt ein Geheimnis.
Was wir aber begreifen können, dass ist die Wirkung des dreieinigen Gottes. In dem für heute vorgeschlagenen Predigttext aus dem Epheserbrief heißt es am Anfang kurz und bündig:
„Gelobt sei der Gott und Vater unsers Herrn Jesus Christus, der uns mit jedem Segen geistlicher Art, (der) in der Himmelswelt (vorhanden ist), in Christus gesegnet hat!“
Segen – das können wir fassen. Und, liebe Gemeinde, welch ein Zuspruch: Du Mensch bist gesegnet. Mit Gaben und Fähigkeiten, mit Mut, mit Freude und Lachen, mit der Gabe, Kummer, Not und Frust ausdrücken zu können.
Und mehr noch: diese Gaben sind unterschiedlich verteilt – keiner von uns ist gleich begabt, sondern jeder ist in seiner Individualität – so wie er/sie ist, von Gott gewollt und geliebt. Jeder einzelne – Gottes Kind. Seht euch um – der neben euch sitzt und davor und dahinter – ist Gottes Kind!
Wir miteinander Schwestern und Brüder – das ist das Entscheidende. Mit den verschiedenen Gaben, die wir haben, bilden wir die Gemeinschaft Gottes.
Und wenn wir all unsere Möglichkeiten zusammen tun, dann hat diese Gemeinschaft Kraft, etwas zu bewegen. Natürlich nicht irgendwie etwas bewegen, sondern im Sinne Jesu. Also in seiner Nachfolge. Was das heißt, erzählt uns die Bibel.
Zachäus – auch schuldig Gewordene in die Gemeinschaft hinein holen.
Samaritanische Frau – aufeinander zugehen, auch wenn wir andere nicht verstehen.
Großes Gastmahl – Türen der Kirche offen halten und alle einladen, einfach so, ohne zu fragen, bist du getauft oder glaubst du richtig.
Christus hat uns gezeigt, was es bedeutet, als Gesegnete zu leben. Und unser Text lobt Gott dafür, dass wir DAS können und dürfen und nicht stecken bleiben müssen in Verbitterung, Traurigkeit oder Resignation.
Wenn wir heute das Jubiläum dieser Kirche feiern, dann ist auch das ein Grund zu loben, dass die Generationen vor uns – unsere Mütter und Väter – sie bauten, dass sie erhalten blieb bis heute, dass wir dieses Fest feiern dürfen.
Wer lobt, erzählt ja zugleich immer eine Geschichte. Er erzählt davon, was er erfahren hat, und was es in ihm auslöst an Freude, an Glück, an Lachen und vor allem, wie es sein Leben bunter und reicher macht.
Ich denke dabei an meine achtjährige Nichte, die mir freudestrahlend um den Hals fällt: „Tante Gacki, Tante Gacki, ich darf schon in der Fußballmannschaft mitspielen, weil ich so gut bin, hat der Trainer gesagt“ und hüpft um mich herum: „Kannst Du nachher mit mir spielen?“
Diese überschwängliche Freude über ein Lob nach außen zu tragen, fällt Kindern ganz leicht. Und vielleicht müssen wir Erwachsene von ihnen wieder lernen: die Freude über das Lob, und auch das Loben selber. Denn es ist ansteckend, es reißt andere mit und führt so letztlich in die Gemeinschaft hinein.
Wir haben heute doppelten Grund zum Lob Gottes: wir feiern das Jubiläum dieser Kirche und wir feiern seinen Segen, den er über uns ausgeschüttet hat.
Möge das Loblied, das wir anstimmen, andere ermutigen und für die Sache Gottes begeistern. Amen.
Fotos: Kirchenkreis Halberstadt