Pfarrer i.R. Egbert Grimm heimgerufen

24. Mär 2025

Abschied von einem theologisch und politisch interessierten Menschen

Am frühen Nachmittag des 23. März 2025, zwei Monate vor Vollendung seines 90. Lebensjahres, verstarb im Kreise seiner Familie Pfarrer Egbert Grimm.

Theologie hatte er in Halle studiert, wo er auch seine Frau Uta kennenlernte. Nach der Heirat teilte die Ehefrau das Los mancher Kommilitonin ihrer Generation, trotz bestandenen Examens nicht zum Pfarrdienst zugelassen zu werden. Als Pfarrfrau und Mutter von fünf Söhnen oblag ihr nun die Christenlehre, mancher Organistinnendienst, die Versorgung der Handwerker für eine vielfältige Bautätigkeit und was sonst noch anfiel und ehrenamtlich erledigt werden musste, zumal ihr Mann neben dem Pfarramt noch einige Zeit halbtags als Tischler arbeitete. 

Gern erzählte er von einem regen Gemeindeleben mit Kinder- und Jugendfreizeiten und allerlei Aktivitäten, sowie einem kollegialen Miteinander zwischen den einzelnen Orten. Seine Hilfsbereitschaft, die handwerkliche und praktisch-theologische, wurde geschätzt. 

Nach seinem Pfarrdienst in Neinstedt wurde ihm eine Pfarrstelle in Magdeburg übertragen. Zum Ruhestand kehrte er nach Neinstedt zurück. Hier kannte er die Menschen mit ihren Sorgen und Freuden. Bis ins hohe Alter übernahm er Vertretungsdienste, Amtshandlungen, Besuche und Gottesdienste im Pflegeheim in Stecklenberg und lud in der Kurklinik in Bad Suderode zu seinen „Gesprächen unter der Treppe“ ein. 

Mit seinem Männerchor sang er im Heiligabendgottesdienst in Stecklenberg und am Ewigkeitssonntag an den Gräbern der verstorbenen Sangesbrüder. Wie oft sprach er bei weltlichen Trauerfeiern als letzter das Vaterunser für ein verstorbenes ehemaliges Gemeindeglied.

Er war in den letzten Monaten – im biblischen Sinne – alt und lebenssatt geworden. Nach und nach hatte er seine vielfältigen Aktivitäten aufgeben müssen, immer voller Bedauern. Egbert Grimm war nicht nur Pfarrer, Ehemann und Vater. Er war auch Organist aus Leidenschaft. Wenn er in der Katharinenkirche zu den Gottesdiensten die Orgel spielte, freute ich mich immer auf ein sorgsam für den jeweiligen Sonntag ausgewähltes Vorspiel, oft von Johann Sebastian Bach, den er verehrte. Manchmal gab es ein von ihm neu erarbeitetes Stück aus einem modernen Orgelbuch für den Gottesdienstgebrauch. 

In der Kirche in Weddersleben spielte er während vieler Jahre regelmäßig Konzerte, oft mit jungen Nachwuchsmusikern aus der Reihe seiner Enkel, auf die er sehr stolz war, oder aus der Gemeindenachbarschaft. Die Kollekten spendete er für ein Krankenhaus, das sein Freund Agostinho Ca in Guinea-Bissau betrieb. 1979 hatte er den jungen Mann kennen gelernt, der eine Krankenpflegeausbildung in der damaligen DDR absolvierte und der später Medizin studiert hatte. Es war Bruder Grimm wichtig, dass in dieser Klinik die Kranken in Bissau versorgt werden konnten. Während der Coronapandemie intensivierte er seine Unterstützung, als er erfuhr, dass es dort keine Schutzkleidung gab. 

Egbert Grimm konnte nicht nur Orgel spielen. Als gelernter Tischler baute er für die Kirche in Stecklenberg gemeinsam mit seinen handwerklich begabten Söhnen aus verschiedenen Teilen eine kleine Orgel, die er auch immer wieder reparierte und stimmte. Mit seiner Posaune spielte er mit den Neinstedter Bläsern regelmäßig in den Pflegeheimen, bei runden Geburtstagen oder Trauerfeiern. 

Bevor ich vor zehn Jahren meinen Dienst in Neinstedt antrat, schickte er mir einen dicken Brief mit wichtigen Informationen zum Pfarrdienst in Neinstedt, damit ich mich vorbereiten konnte. Er war froh, die Last einer langen Vakanz abgeben zu können. Aber er blieb i.R. – in Rufbereitschaft und bis zuletzt ein politisch und theologisch interessierter Gesprächspartner. Für seinen treuen Dienst sei ihm gedankt. In der Gemeinde und im Dorf werden wir ihn vermissen. Möge er in Gottes Frieden ruhen.

Kristin Heyser

Der Trauergottesdienst findet am Samstag, 5. April 2025, um 11 Uhr in der Lindenhofskirche statt. Anschließend Beisetzung auf dem Dorffriedhof in Neinstedt.