05. Jul 2025
Am 22. Juni 2025 wurde Pfarrer Christoph Carstens, zuständig für die Pfarrstelle I in Quedlinburg und für Westerhausen, in einem festlichen Gottesdienst „entpflichtet“. Viele aus den Gemeinden waren gekommen um dabei zu sein, der Gemeindechor gestaltete den Gottesdienst in der Nikolai-Kirche aus, an der Orgel KMD Christine Bick. Die Predigt hielt Superintendent Jürgen Schilling.
Aus dem Lebenslauf von Christoph Carstens:
Aufgewachsen in einem Pfarrhaus beschloss der heute 66-Jährige schon in der 9. Klasse selbst Pfarrer zu werden. Sein Abitur machte er in Hermannswerder, einem - heute würde man sagen - Gymnasium in kirchlicher Trägerschaft. Anschließend studierte er Theologie am Theologischen Seminar in Leipzig und wurde danach Repetent am Kirchlichen Proseminar in Naumburg, um wissenschaftlich zu arbeiten.
Dann kam die NVA, die Heirat mit der Theologin Anette Carstens, der erste von drei Söhnen wurde geboren. Die Familie ging 1986/87 ins Pfarramt nach Langeneichstedt. Es folgte die Zeit der „Friedlichen Revolution“ und der damit zusammenhängenden großen Veränderungen.
1996 ging es nach Erfurt, in die Kirchengemeinde St. Martin. Eine Gemeinde mit Profil und Ideen, am Rande Erfurts mit einerseits Dorf und andererseits dem Neubaugebiet aus DDR-Zeiten „Roter Berg“. Christoph Carstens sagt dazu: „Mit dem gesamten Zauber der evangelischen Gemeindearbeit“.
Zauberhaft auch für die Familie: Man konnte mit den kleinen Kindern schnell mal Eis essen gehen, Kino, Konzerte, Kultur. In Erfurt ließ es sich gut leben.
Anette Carstens arbeitete zunächst als Katechetin, bevor sie die Stelle als Krankenhausseelsorgerin im Helios-Klinikum bekam. Ihr Mann begann mit Religionsunterricht am Beruflichen Gymnasium und sagt dazu: „Eine schöne Aufgabe in einer großer Schule."
Der nächster Sprung: Anette Carstens wird Studienleiterin der FEA (Fortbildung in den ersten Amtsjahren, also: Ausbildung der jungen Pfarrerinnen und Pfarrer), verortet am Pastoralkolleg in Drübeck. Christoph Carstens wenige Zeit darauf Theologisch-Kaufmännischer Leiter im Kloster Drübeck, mit unterdessen abgeschlossener BWL-Ausbildung. Ein reichhaltiger Mix aus Einrichtung und Kirche.
2013 der „Glücksfall Quedlinburg“, auch mit dem gesamten Zauber der evangelischen Gemeindearbeit: Mit einer Kirchengemeinde, in der die ehemals vorhandenen aber jetzt längst vereinigten Gemeinden immer noch ein bisschen miteinander ringen.
Er war für die Süderstadt zuständig und hat die schwierige Entscheidung zur Entwidmung der Johanniskirche getragen und vermittelt, und nicht einfach nur hingenommen, sondern mit der Johanneskapelle einen neuen Gestaltungsraum eröffnet.
Die größte Aufgabe: Der Stiftsberg mit dem Domschatz und dem eigenen Team der Mitarbeitenden dort. Mit der Aufgabe, das Geistliche am Schatz erlebbar zu machen, nicht allein museale Ausstellungstücke zu präsentieren. Mit der Aufgabe, die Kooperation mit der Stadt gut zu gestalten.
Eine seiner Gaben: Er kann Ruhe und Verlässlichkeit ausstrahlen. Und er weiß Beziehungen zu halten und zu gestalten.
Er war im Kreiskirchenrat, stellvertretender Superintendent, eineinhalb Jahre dann auch amtierender Sup.
Und Westerhausen. Dort ist er gewissermaßen wieder an den Ausgangspunkt zurückgekommen wie in Langeneichstedt: Menschen, denen man nix erklären muss, mit einer so unglaublichen Großherzigkeit.
Anette Carstens war zuletzt Leiterin der Telefonseelsorge in Magdeburg. Christoph und Anette Carstens sind zu glaubwürdigen Zeugen des Gottesgeschehens geworden.
Nun sind beide nicht mehr im offiziellen Dienst. Bevor sie Quedlinburg Richtung Berlin verlassen wurden sie von Superintendent Jürgen Schilling gesegnet:
„Treuer Gott,
wir danken dir für Christoph und für Anette Carstens,
für den Segen, den du auf ihre Arbeit gelegt hast.
Schenke Freude an allem, was gelungen ist.
In Gedanken an Fehler und Versäumtes hilf, barmherzig mit sich selbst zu sein.
Vergib uns, was wir ihm und ihr gegenüber schuldig blieben.
Sei mit ihnen auf dem Weg des Übergangs.
Hilf, tatsächlich loszulassen. Und neu zuzufassen.
Dafür schenke Freude, frischen Mut und Vertrauen.
Das bitten wir durch Christus, unseren Herrn in Zeit und Ewigkeit. Amen.“
Text: Jürgen Schilling / Ursula Meckel
Foto: Elmar Egner