31. Okt 2025
Wie oft sind Sie am 31. Oktober begrüßt worden mit „Fröhliches Reformationsfest!“? Und wie oft mit „Happy Halloween!“?
Es ist klar, die Kürbisse und entsprechende Rituale haben deutlich gewonnen. Wen interessiert schon noch, was 1517 die Menschheit bewegte. „Süßes oder Saures“ ist deutlich bekannter. Das will ich auch gar nicht mies machen und niemandem die Freude verleiden.
Gelernt habe ich: „Wo der Glaube aufhört, fängt der Aberglaube an.“ Das scheint sich zu bewahrheiten, wenn überall im Lande Menschen am 31. Oktober unterwegs waren, um mit Kürbismasken böse Geister zu vertreiben. Wobei das Vertreiben böser Geister ja gar nicht im Zentrum des Geschehens stand.
Es ist häufig so, dass Formen ohne die Inhalte übernommen werden: Bei Trauungen kamen die Paare früher Arm in Arm oder Hand in Hand in die Kirche, oft feierlich begleitet vom Hochzeitsmarsch aus Lohengrin. Der Marsch ist geblieben, doch immer öfter ist es der Vater der Braut, der seine Tochter in die Kirche und zu ihrem „Zukünftigen“ begleitet und sie ihm quasi übergibt. Wobei das längst der „Gegenwärtige“ ist, die beiden schon lange ein Paar sind und gemeinsame Kinder haben.
Zurück zum Reformationstag. In vielen Gemeinden unserer Region wird er ökumenisch begangen. Dabei ist Reformation ja ein klar evangelisches Fest, doch inzwischen wissen wir, dass wir als Getaufte wie Geschwister miteinander verbunden sind. Man kennt sich, da gibt es in unseren Breiten keine Berührungsängste. Manchmal habe ich den Eindruck, dass katholische und evangelische Christen sich gar nicht fühlen wie in getrennten Kirchen, sondern eher wie in verschiedenen Gemeinden.
In der Bibel gibt einen kurzen Satz, der über 100-mal auftaucht: „Fürchte dich nicht!“ Das hat damit zu tun, dass es für die Menschen aller Zeiten immer viele Gründe gab, sich zu fürchten – und das ist bis heute so geblieben.
Angst vor Krankheit, vor Armut, vor Einsamkeit, vor Naturkatastrophen, vor der politischen Lage in der Welt, vor unberechenbaren Politikern, vor hasserfüllten Menschen - es gibt viele Gründe, sich zu fürchten.
Doch es gibt auch Hoffnungszeichen: Menschen, die sich ehrenamtlich einsetzen für mehr Gerechtigkeit, für Menschen am Rande der Gesellschaft, die sich nicht entmutigen lassen, die ihre Zeit und ihre Ideen zur Verfügung stellen in Kirchengemeinden, Kommunen und Vereinen. Menschen, die nicht fragen „Was habe ich davon?“, sondern „Wo werde ich gebraucht, was ist zu tun und was kann ICH tun“.
Schön, dass es derartige Menschen gibt – unabhängig davon, ob sie Halloween oder die Reformation gefeiert haben – oder sogar beides.
Ursula Meckel
