Ich bin eingeladen

24. Jun 2022

Die erste christliche Gemeinde wird mit folgenden Worten beschrieben: „Nicht viele Weise nach dem Urteil der Menschen, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme sind berufen. Sondern was töricht ist vor der Welt, was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt.“

Wie halten Sie es mit Einladungen? Viele davon flattern uns fast täglich ins Haus: Von Verwandten, Freundinnen und Freunden, Vereinen, Parteien und Kirchen. Da geht es um Jubiläen, Geburtstage, Hochzeiten, Grillpartys oder Gottesdienste und Gesprächsabende. Eigentlich alles schöne Anlässe, aber manchmal schlicht zu viel und dann muss ich entscheiden, ob ich hingehe oder doch lieber zu Hause bleibe.

In der Bibel wird erzählt von der Einladung zu einem großen Fest. Lange, sorgfältig und liebevoll war es vorbereitet worden, ein Bote wird losgeschickt, um noch einmal zu erinnern, aber die Eingeladenen sagen aus ganz unterschiedlichen Gründen alle ab.

Das erinnert mich an Einladungen der Kirchengemeinden heute, die oft nur eher spärlich angenommen werden. Weil es zu viele andere Angebote gibt? Weil nichts Gutes erwartet wird? Dennoch bleibt sie bestehen, die Einladung Gottes, damals wie heute.

Die biblische Geschichte geht märchenhaft weiter: Das Fest fällt nicht aus, die gedeckten Tafeln werden nicht abgeräumt. Gott zieht seine Einladung nicht zurück, er lädt andere ein. Seine Tische bleiben nicht leer, sein Haus wird voll – anders als gedacht.

Arme, Blinde, Lahme, Neugierige, Zweifelnde, Leichtfertige, die von den Hecken und Zäunen, nicht die Prominenz, keine Elite. Die kommen sind Leute, mit denen kein Staat zu machen ist – aber Kirche offensichtlich doch.
Die erste christliche Gemeinde wird mit folgenden Worten beschrieben: „Nicht viele Weise nach dem Urteil der Menschen, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme sind berufen. Sondern was töricht ist vor der Welt, was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt.“

Manche rümpfen im Blick auf unsere Gemeinden die Nase und sagen: Was? Die? Das wollen Christen sein? Die sind doch auch nicht besser als andere!
Stimmt, so ist es. Wir sind nicht besser als andere, wir haben es besser, wir sind besser dran, weil wir von Gottes Liebe zu uns Menschen wissen.

Der Bote damals musste noch einmal los, auf die Landstraßen, zu den Fremden, den Unreligiösen, zu denen, die mit Gott nichts anzufangen wussten. Auch mit ihnen fing er an. Sie wurden geladen, ohne sich erst kirchlich zurechtmachen zu müssen.

Das gilt bis heute: Niemand wird ausgeschlossen vom Heilsangebot Gottes. Es kann sich nur jemand selbst ausschließen. Ein befreiendes Angebot – und ich weiß: Was mir wirklich wichtig ist, dafür finde ich auch die Zeit.
Am Ende, so heißt es, wird jedenfalls kein Platz leer bleiben. Auch meiner wird besetzt sein. Dann hoffentlich von mir.

Ursula Meckel