12. Okt 2024
Mit diesem Wochenende gehen die Herbstferien in Sachsen-Anhalt zu Ende. Während Sie meine Worte lesen, bin ich vielleicht gerade mit vielen anderen Familien auf der Autobahn irgendwo zwischen Ostsee und Nordharz unterwegs.
Gleichförmig fahren wir alle nebeneinander her. Zweispurig, Auffahrt, dreispurig, Raststätte und so weiter. Einzig die Schilder in blau ändern verheißungsvoll ihre Aufschriften. Nur noch drei Stunden. Plötzlich blinkt es vor uns rot an vielen Heckklappen. Ein Stau!
„Wann sind wir endlich da“, fragt es pünktlich von der Rückbank. Mein Stresspegel steigt. Am Ende welcher Autoschlage stellen wir uns an? Mittelspur. Immer gut. Nach einer Weile Stillstand rollen wir im Schritttempo weiter.
„Warum sind die neben uns schneller als wir? Ruft es empört von einem der hinteren Plätze. „Das ist doch gemein. Wir haben uns doch zur gleichen Zeit angestellt.“ Obwohl ich ruhig eine Kinderantwort formuliere, merke ich, dass ich mich irgendwie auch ein bisschen darüber ärgere. Das liegt bestimmt daran, dass ich solche Erfahrungen schon öfter gemacht habe. Damit geht es mir wie vielen Menschen, die sich in ihrem Alltag ungerecht behandelt oder nicht gesehen fühlen. Aus Enttäuschung wächst dunkele Wut und dann kommt der finstere Hass. Wie es enden kann, wenn diese Gefühle unsere Gemeinschaft verdunkeln, können wir auf den Straßen hören oder in den Geschichtsbüchern lesen.
„Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit“ (Epheser 5,8), erinnert uns das Neue Testament. Du entscheidest, welcher Spur du folgst auf dem Weg nach Hause. Wahrscheinlich kommst du immer mal wieder ins Stocken, manchmal ist es auch ungerecht und echt zäh, aber immer bist du ein Kind des Lichts. Gemacht, um zu leuchten gegen die dunkle Wut und den finsteren Hass in unserer Welt.
Entschlossen setze ich den Blinker und beschließe, unsere Stimmung wenigstens im Auto etwas aufzuhellen. „Möchte jemand ein Eis?“
Franziska Junge