Seht die Kleinen

18. Mär 2023

Anscheinend liegt es uns näher, Menschen zu verachten, die wir für kleiner halten. Denen wir uns überlegen fühlen…

„Seht zu, dass Ihr nicht einen von diesen Kleinen verachtet“ (Neues Testament, Matthäusevangelium, Kapitel 18, Vers 10). Kraftvoll und liebevoll klingen Jesus´Worte. Als stehe er unmittelbar bei den Kleinen. Kein Blatt Papier passt dazwischen. Entschieden. Warnend. Ohne Pardon. Ohne Ausnahme aus zwingenden Gründen.

Das trifft ins Herz.
Anscheinend liegt es uns näher, Menschen zu verachten, die wir für kleiner halten.
Denen wir uns überlegen fühlen. Menschliches Handeln und Verhandeln geht nun mal vom Geben und Nehmen aus. Da steht der Mensch im besseren Licht, der mehr zu geben hat.

Dies auszu¬nützen, liegt dem Menschen nahe.
Mit lockenden Worten oder mit vernichtenden.
Durch Übersehen und durch Veralbern...
Warten lassend, Einfluss und Gewaltbereitschaft spüren lassend, Schmerz zufügend.

Doch nicht bei Jesus!
Entschieden spricht er uns an
in Kirche und Kita,
in Kaserne, Krieg und Knast,
im Krankenzimmer, Heim und Haus.
In Netz und Nähe.

Jesus spricht oft als der Betroffene unter Betroffenen,
als Geringer unter Geringen:
Was ihr getan habt, habt ihr mir getan!
Er spricht als Mensch,
der betroffen ist vom Entzug von Nahrung oder von Liebe,
von erlittenem Schmerz.
Er verwendet die Wörter „Klein“ und „Gering“,
was wir wohl nie tun würden.

Damit holt Jesus die Menschen,
deren Unglück wir verschleiern könnten, ins Bewusstsein.
Holt sie ins Licht.
Spricht er doch weiter:
„Seht zu, dass Ihr nicht einen von diesen Kleinen verachtet.
Denn ich sage euch:
Ihre Engel im Himmel sehen allezeit das Gesicht meines Vaters im Himmel.“
Jesus sieht die Welt, bestehend aus Himmel und Erde.
Sieht im Himmel die Engel als ein kräftiges Team,
das den Bedürftigen auf Erden schützt.

Gott segne (uns) Menschen, die nach Worten suchen,
erlittenen Schmerz auszudrücken.

Gott mache (uns) Menschen
zu Unterstützerinnen und Unterstützern,
sei es bei Gericht,
sei es in der eigenen kleinen Welt,
sei es hinter geschlossener Tür.

Gott stärke uns, uns selbst zu erkennen.

Hannah Becker