19. Jul 2024
Es ist ein altes königliches Brettspiel mit 16 weißen und 16 schwarzen Figuren.
Ich habe als Kind Schachspielen gelernt und blieb viele Jahre aktiv dabei. Mich faszinierte dieses variantenreiche Spiel, seine Logik, die unendlichen Möglichkeiten. Manche Spiele dauerten mehrere Stunden. Ich freute mich, wenn ich den anderen König schachmatt setzte oder mein Gegner aufgab, weil seine Stellung hoffnungslos war - und war traurig, wenn ich verlor.
In einem Schulaufsatz zog ich damals Vergleiche zwischen Schachspiel und Leben. „Leben ist Schachspielen ohne einen Zug zurückzunehmen“ formulierte ich in Anlehnung an den Spruch „Leben ist Zeichnen ohne Radiergummi“.
Mein Herz hüpft immer noch, wenn ich ein Schachbrett sehe oder etwas über Schach lese. So auch am 20. Juli, denn da ist der internationale Schachtag, eine Erinnerung an die Gründung des Weltschachverbands FIDE vor 100 Jahren.
Das Schachspiel selbst ist viel älter, wurde vermutlich im 6.Jahrhundert in Persien erfunden. Als strategisches Kriegsspiel, bei dem sich zwei Heere gegenüberstehen, die versuchen, den gegnerischen König gefangen zu nehmen. Die Figuren und Regeln wurden im Laufe der Geschichte angepasst, aber der Charakter des Spiels blieb erhalten.
Heute möchte ich keine Parallele mehr zwischen Schach und Leben ziehen. Zu mörderisch ist mir das Ziel beim Schach, zu einseitig dieses unentwegte Streben nach Vorteilen und Materialgewinn. Doch manchmal kommt mir die Weltbühne wie ein großes Schachbrett vor. So viel Krieg und Machtstreben. So viel ausgeklügelte Tricksereien. So viel Gegeneinander.
Auf dem Schachbrett hat das seine Berechtigung, aber für unser Leben schlage ich eine Strategie aus der Bibel vor: „Lass ab vom Bösen und tue Gutes; suche Frieden und jage ihm nach!“ Und das mit der gleichen Beharrlichkeit, Zielstrebigkeit und Geduld wie beim Schachspiel. In meinem Alltag, dort wo ich lebe.
Vielleicht sogar bei einer Schachpartie. Auf dem Brett ziehen wir gegeneinander zu Felde. Und hinterher reichen wir uns die Hand und schauen uns freundlich in die Augen. - Damit das Spiel ein Spiel bleibt.
Annette Kühlmann