Hergeben statt Horten

27. Mai 2022

Wir können abgeben und teilen, weil wir selbst wissen, wie gut es tut, wenn anderen unsere Bedürftigkeit nicht egal ist. Wenn da jemand für mich da ist, wenn ich seine Nähe brauche.

„Tafeln beklagen Engpässe bei Versorgung.“ Ich stolpere über die Schlagzeile in der Zeitung und sie klingt nach.
Wir horten und hamstern und suchen verwundert das Mehl im Supermarkt. Die sozialen Medien teilen mit Augenzwinkern Anleitungen zum Kochen ohne Öl, Backen ohne Mehl und Toilettengang ohne Klopapier. Aber Leben ohne Nahrung? Dazu habe ich noch keine Anleitung gefunden.

Vielleicht ist es nach all dem Hamstern und Horten nun an der Zeit, auch etwas abzugeben und an andere zu denken. Damit wir nicht nur gebannt vor dem Fernseher sitzen und uns fragen: „Wie soll das alles nur noch werden? Wie entwickelt sich die Wirtschaft? Und was passiert da in der Ukraine?“ Wir können so viel tun – trotz allem, was uns lähmt und Angst macht. Immer noch haben wir zahlreiche Möglichkeiten. Wir sind berufen und begabt, zum Segen für andere zu werden.

Wir können abgeben und teilen, weil wir selbst wissen, wie gut es tut, wenn anderen unsere Bedürftigkeit nicht egal ist. Wenn da jemand für mich da ist, wenn ich seine Nähe brauche. Dass wir die halbe Nacht reden, weil mich etwas bewegt. Oder dass wir die Nacht zum Tag machen, weil Gemeinschaft und Begegnung gerade so wichtig sind.
Wir könnten Zeit hergeben oder Geld, weil es uns nicht weiterbringt, wenn jeder nur an sich denkt. Ich glaube, Gott hat jedem von uns mehr als genug gegeben, um wenigstens an einer Stelle mit dem Segnen zu beginnen.

Welche Schlagzeilen oder welche Umstände bewegen Sie aktuell?
Diejenigen, die sich auf den Weg gemacht haben, um anderen zu helfen, kamen meist selbst als Beschenkte zurück nach Hause. Das macht mir Mut!

Susanne Entschel