Das machen wir!

12. Dez 2020

Weihnachten wird in diesem Jahr anders sein. Ja. Aber die Botschaft bleibt gleich: Gott wird Mensch. Sein Platz ist mitten unter uns.

Die Hirten sind auf dem Weg zum Stall in Bethlehem. Da kramt einer nervös in seiner Jackentasche: „Oh, Mann, jetzt habe ich doch glatt den Mund-Nasen-Schutz vergessen.“ Er erhält einen freundlichen Klaps auf die Schulter: „Hier, für dich. Ich habe immer einen auf Ersatz dabei.“

Am Stall angekommen, begrüßt sie Maria: „Schön, dass ihr da seid.“ Maria zeigt auf die Futterkrippe. „Aber bitte: Haltet Abstand!“ „Das machen wir“, antworten die Hirten. Sie setzen sich zwei Meter entfernt auf den Boden.

Kurz darauf kommen bereits die drei Weisen aus dem Morgenland. Auch sie haben Mund und Nase verhüllt. Dieses Mal ist es Josef, der sie begrüßt: „Kommt herein! Aber bitte, wascht euch nach der langen Reise erst einmal die Hände!“ „Das machen wir“, antworten die Weisen. „Ist es in Ordnung, wenn wir unsere Geschenke hier abstellen?“ „Ja, das ist gut so“, antwortet Josef. „Wir bleiben auch nicht lange“, sagen sie und stellen sich um die Feuerstelle in der Mitte des Stalles.

Und so sind sie alle zusammen zu Heiligabend. Die Weisen aus dem Morgenland, die Hirten, Josef und Maria und das Kind. Eine wohlige Stimmung breitet sich aus. Ein leiser Wind weht durch die Ritzen der Stallwände und sorgt für Lüftung.

Weihnachten wird in diesem Jahr anders sein. Zwar werden Sie die Geschichte von der Geburt des Gottessohnes wie jedes Jahr mit den bekannten Worten hören ohne die etwas alberne Corona-Umdichtung. Aber anderes wird tatsächlich anders: Viele Gottesdienste feiern wir unter freiem Himmel statt in den Kirchen. Wir halten Abstand und tragen Mund-Nasen-Schutz. Wenn wir singen, dann sind es nur wenige Strophen der wichtigsten Lieder. Auch zu Hause gibt es Änderungen im Vergleich zu den vergangenen Jahren: Der Besuch der Tante ist abgesagt, Oma und Opa kommen nur ganz kurz vorbei, um die Geschenke hereinzureichen. Stattdessen wird viel telefoniert.

Ja, das machen wir! Denn das ist in Ordnung. Das ist kein Problem. Im Gegenteil: Es ist unsere Christenpflicht. Mehr noch: Es ist unsere Menschenpflicht. Keiner von uns möchte bis in den März hinein hören müssen, dass an diesem Virus allein in unserem Land pro Tag hunderte von Menschen sterben. Lasst uns alles, aber auch wirklich alles tun, was das verhindern hilft.

Weihnachten wird in diesem Jahr anders sein. Ja. Aber die Botschaft bleibt gleich: Gott wird Mensch. Sein Platz ist mitten unter uns. Das hat Konsequenzen für unser Miteinander. In diesem Jahr sogar besonders wichtige Konsequenzen.


Jürgen Schilling