Erinnerungen

16. Mär 2019

Reminiscere – Erinnerung daran, dass Gott es gut meint mit uns.

Beitrag für die MZ / Quedlinburger Ausgabe / 17. März 2019

Gedanken zur Zeit – Reminiszere


Erinnerungen
Die Sonntage innerhalb der Passionszeit haben in den Kirchen lateinische Namen, am 17. März heißt der Tag „Reminiszere“, das bedeutet: Gedenke – erinnere Dich. Ein hilfreicher Hinweis um über das eigene Dasein nachzudenken und darüber, was wir von Gott Gutes erfahren haben.
Zu den Erkenntnissen des Lebens gehören Sätze wie: Guter Lohn für gute Leistung – ich muss erst etwas leisten, bevor ich mir etwas leisten kann – ich werde anerkannt, wenn ich etwas vollbracht habe. Wer nichts aufzuweisen hat an Verdiensten, der ist schlecht dran. So wird der Wert eines Menschen reduziert auf das, was er vorzuweisen hat an Können und Begabungen und Leistung.
Im biblischen Römerbrief beschreibt der Zeltmacher Paulus ein ganz anderes Erleben: Menschen haben Frieden mit Gott, ohne ihn uns „verdient“ zu haben. Die Beziehung zu Gott ist nicht durch menschliche Anstrengungen gut und in Ordnung, sondern weil Gott es gut meint mit seinen Geschöpfen.
Angesichts zunehmender Gewaltbereitschaft und einem Miteinander, das von Egoismus geprägt wird, fällt es immer schwerer, an friedliches Miteinander zu glauben. Für mich ist wichtig, dass die Sehnsucht danach bleibt. Gott hat gezeigt, wie er Frieden herstellt: Ohne Vorleistungen, ohne den Gegner zu demütigen und zu zwingen und zu unterdrücken – er macht Frieden MIT denen, die selbst noch nichts dafür getan haben.
In einem Glaubensbekenntnis unserer Tage heißt es: „Ich glaube nicht an das Recht des Stärkeren, an die Sprache der Waffen, an die Macht der Mächtigen. Ich will glauben an das Recht des Menschen, an offene Hände und Gewaltlosigkeit. ... Ich will glauben an die kleine Tat, an die Macht der Güte, an den Frieden auf Erden.“
Solche Träume und Visionen möchte ich mir erhalten, um Schritte auf diesem Weg gehen zu können. Dabei hilft die Erinnerung: Gott ist uns entgegengekommen mit seiner Liebe, er ermutigt zu aufrechtem Leben, er will uns als geschätzte Partner/innen.
Wenn ich weiß, dass ich von unverdienter Gnade lebe, kann ich gnädiger mit anderen umgehen; muss nicht von ihnen fordern, was ich nicht selbst zu geben bereit bin. Wer mit Gott in Frieden lebt, kann auch mit sich selbst im Reinen sein und mit seinen Mitgeschöpfen.
Reminiscere – Erinnerung daran, dass Gott es gut meint mit uns.

Ursula Meckel, Pastorin im Kirchenkreis Halberstadt