Die Kirche braucht keine Ja-Sager!

18. Mai 2019

Jugendliche sollen nicht Ja und Amen sagen zu allem, was in der Kirche geschieht. Aber sie sollen offen sein für Gottes Geheimnis und für seinen Ruf.

Zurzeit ist wieder überall Konfirmation. In Halberstadt werden z. B. 26 Jugendliche eingesegnet. Sie ziehen feierlich in die Kirche ein. Die Gemeinde betet für sie. Alle singen zusammen und konzentrieren sich auf ein Wort aus der Bibel. Dann kommt der feierlichste Moment: der Pfarrer oder die Pfarrerin legt die Hand auf den Kopf, um sie zu segnen. Vorher aber sagen die Konfirmanden: „Ja, ich will.“ Das klingt so ähnlich wie bei einer Trauung. „Ja, ich will ein Leben lang zu dir gehören.“
Gemeint ist aber: zu Gott gehören. Es geht nicht um eine Ideologie, auch nicht so sehr um die Kirche. Sondern um die Beziehung des Menschen zu Gott. Wir wollen keine Ja-Sager, die fraglos alles mitmachen. Wir wollen auch nicht, dass die Jugendlichen alles akzeptieren und gutheißen, was ihnen vorgelegt wird. Wir wollen, dass sie kritisch bleiben, Fragen stellen, Antworten suchen und dadurch selbstbewusst werden. Und dass sie dabei immer auf diese eine Stimme hören. Die Stimme, die nicht von anderen Menschen kommt. Das ist die Stimme Gottes. Oder auch die Stimme des Gewissens. Unsere Jugendlichen sollen nicht Ja und Amen sagen zu allem, was in der Kirche geschieht. Aber sie sollen offen sein für Gottes Geheimnis und für seinen Ruf. Damit sie entdecken, was Gott mit ihrem Leben vorhat.
Übrigens gibt es auch immer einige, die kurz vorher sagen: „Ich mache doch nicht mit. Ich kann dazu nicht Ja sagen. Es wäre jetzt nicht ehrlich und bloß für die Eltern mach ich das nicht.“ Respekt! Ich finde das jedenfalls besser, als wenn sich einer verbiegt. Aber genauso viel Respekt habe ich vor den anderen, die sich drauf einlassen. Sie wagen das Ja zu Gott. Und damit sind sie oft die einzigen aus ihrer ganzen Schulklasse. Dazu gehört auch Mut.
Am Tag der Konfirmation sollen sie spüren: Wir werden jetzt erwachsen. Wir müssen unsere eigenen Entscheidungen treffen. Mein Ja heißt nicht, dass ich schon fertig wäre und alles wüsste. Zweifel bleiben, auch Unsicherheiten. Aber wir wollen uns nicht unterkriegen lassen. Wir wollen aufstehen, wenn wir gebraucht werden, Nein sagen, wenn Unrecht geschieht, und füreinander da sein, wenn schwere Entscheidungen anstehen. Dazu sage ich auch gern: Ja, ich will.
Pfarrer Arnulf Kaus