Der Kleine Prinz bei Fridays for Future

24. Mär 2019

Danke, liebe Schüler, für Eure Einsatzfreude, für Euern Mut, das Wort zu erheben, sogar den Konflikt mit den Schulen zu suchen...

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass mir meine Mutter den "Kleinen Prinzen" vorlas. Es hat mich als Kind an diesem besonderen „Kinderbuch“ sehr berührt, dass der blonde Junge auf einem Planeten lebt, der so unfassbar klein ist. Und dass ich bis heute Füchse mag, wird wohl daran liegen, dass es dem Helden des Buches gelang, sich ein solches Tier zum Freund zu machen. Was sich mir aber erst viel später erschloss, ist ein Satz aus dem Buch, den viele von uns kennen: „Man sieht nur mit dem Herzen gut.“
In unserer allzu verstandesmäßigen Wahrnehmung der Welt tut dieses Bonmot gut, erinnert es doch daran, dass wir der Wirklichkeit ohne Emotionen nicht gerecht werden, Zwischenmenschliches ohne Herz einfach nicht gelingen will. In einer aktuellen Frage erlebe ich Verstand und Herz im Wettstreit um die besseren Argumente; aber schnell ist für mich klar, wer der Sieger ist. Natürlich ruft der Verstand mein Pflichtgefühl auf, wenn ich angesichts der Schülerdemos für unsere Umwelt daran denke, dass Unterricht wichtig ist.
Aber mein Herz hat die besseren Argumente: danke, liebe Schüler, für Eure Einsatzfreude, für Euern Mut, das Wort zu erheben, sogar den Konflikt mit den Schulen zu suchen, die das Streiken verbieten. Mit Herz und Verstand seht ihr die kranke Natur, unseren himmelschreiend fahrlässigen Umgang mit all den Ressourcen, die wir zum Leben brauchen. Eure Herzen wissen, dass es schon fast zu spät ist. Deshalb ist mir Euer Aufbegehren so wichtig und steht kraftvoll gegen die Kleinmütigkeit und engherzige Verbotskultur der Erwachsenen. Weiter so! Und noch einen Schritt mehr: bitte lest uns Erwachsenen die Leviten, aber ändert auch etwas an Euerm Lebensstil: auch Ihr Jugendlichen seid Konsumenten!
Evangelische Christen feiern am 24. März 2019 den dritten Sonntag der Passionszeit. Sein lateinischer Name „Okuli“ erzählt davon, wie Gott seine Augen auf uns ruhen lässt, sieht, was uns bewegt, wo Not herrscht und wo es Bestärkung braucht. Ihm vertraue ich, dass er uns hilft, mehr mit dem Herzen zu sehen und mutig in den Blick zu nehmen, was unsere Fürsorge braucht: mein Nachbar, die Bienen, der Wald und das Wasser.

Pfarrer Matthias Zentner